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⇐ FS-4 - Ist Moral nur eine Suggestion? 13.05.2009 Eine Grundannahme in der Psychologie ist die Behauptung, dass jemand nicht zu Handlungen gebracht werden kann, die gegen seine inneren Überzeugungen stehen. Mit Hinweis auf die geschilderten Experimente und auf Versuche von Psychologen glaubt der Autor nachzuweisen, dass diese Annahme falsch ist. Durch Suggestionen können insbesondere leicht beeinflussbare Personen zu allen möglichen Handlungen jenseits von ihren eigenen Moralvorstellungen dressiert werden [Was wäre, wenn innere Überzeugungen nur gelernte Suggestionen sind? Dr. Dieter Porth]
Kommentar,Gedanken, Anmerkungen, ...Redaktion buergerstimmen.de - Dr. Dieter Porth, Göttingen:
Wir lernen Moral und unsere Überzeugungen schon von Kindesbeinen an. Wenn es keine natürlich angeborene Moral gibt, dann können unsere Moralvorstellungen nur Suggestionen sein, die bestimmte Anlässe (Trigger) mit bestimmten Handlungen verknüpfen. Wenn also zwei Suggestionen zu moralischen Widersprüchen führen, so ist die Spaltung in zwei unterschiedliche Persönlichkeitsfragmente der einfachste Weg für das Gehirn, um die Widersprüche aufzuheben.
Die Grundannahme der Psychologie ist also korrekt, dass ein Mensch nie gegen seine inneren Überzeugungen/Suggestionen handelt. Aber die Suggestionen sind durch Aufspaltung der Persönlichkeit können zu Menschen führen die in manchen Situationen noch den Überzeugungen von Persönlichkeit A handeln während sie in anderen Situation nach den Überzeugungen von Persönlichkeit B handeln. Letztendlich bestätigt diese Idee die Volksweisheit, dass Menschen widersprüchlich sind.
Dr. Dieter Porth
Reporterbericht: Kontaktlink zu Dr. Hans Ulrich Gresch [ Homepage ] (- Diplom-Psychologe und promovierter Wirtschafts- und Sozialwissenschaftler.)
Fortsetzungs-Sachbuch von Dr. Hans Ulrich Gresch zum Thema mentale Versklavung – Teil 1: Die dunkle Seite der Hypnose - Hypnose, Macht und Liebe. Das Wesen krimineller Hypnose
Schon früh entbrannten heftige wissenschaftliche und politische Kontroversen um die Frage, ob ein Mensch durch Hypnose seines freien Willens beraubt und entgegen seinen moralischen Grundsätzen zu kriminellen Handlungen veranlasst werden könne. Bereits 1784, als der Entdecker des Vorläufers der modernen Hypnose-Therapie, des sog. Thierischen Magnetismus’, Franz Anton Mesmer erste Triumphe feierte, beschäftigte sich eine staatliche Kommission in Frankreich mit der Frage, ob der Thierische Magnetismus (also in heutiger Sprache: die Hypnose) die Moral gefährde. 1856 verdammte die Heilige Inquisition in einem Brief an alle Bischöfe den Magnetismus – hauptsächlich wegen seines nicht religiösen Umgangs mit dem Übernatürlichen, aber auch, weil einige Menschen offenbar vollständig unter die Kontrolle des Magnetiseurs gerieten.1)
In den achtziger Jahren des 19. Jahrhunderts stritten zwei bedeutende psychiatrische Schulen in Frankreich miteinander über diverse Themen ihres Fachgebietes, und einer der Brennpunkte ihrer Dispute war die Frage der kriminellen Hypnose. Im Grunde handelte es sich nicht um eine schlichte wissenschaftliche Auseinandersetzung zwischen der Schule von Nancy und der Schule der Salpêtrière. Vielmehr tobte zwischen diesen beiden Schulen ein regelrechter Krieg, in dem keine der Kriegsparteien der anderen etwas schenkte. Vertreter der Nancy-Schule waren fest davon überzeugt, dass es durchaus möglich sei, Menschen durch Hypnose "umzudrehen". "Wenn man eine Prostituierte (durch Hypnose) zwingen kann", ihre schamlose Profession aufzugeben", fragte der berühmte Psychiater und Vater der Schule von Nancy, A. A. Liébault, "warum sollte man dann nicht das tugendhafteste Mädchen mit denselben Mitteln pervertieren können!"2)
Die Schule der Salpêtrière vertrat die entgegengesetzte Auffassung. Ihre führenden Vertreter waren der Überzeugung, dass – von seltenen Ausnahmen abgesehen - Hypnotisanden mit ihrer Moral unvereinbare Suggestionen nicht realisieren würden.3) Die prinzipielle Möglichkeit des Verbrechens in Hypnose mochten aber auch die Ärzte der Salpêtrière nicht völlig ausschließen. Immerhin waren auch in diesem Krankenhaus entsprechende Experimente erfolgreich verlaufen. Den Forschern war aber sehr wohl bewusst, dass es sich eben nur um Experimente handelte. Und sie bezweifelten, dass ein echter Verbrecher im realen Leben aus der Hypnose Nutzen ziehen könne. Dazu seien die entsprechenden Methoden viel zu unzuverlässig. Es war den Wissenschaftlern der Salpêtrière gelungen, einigen hospitalisierten Hysterikerinnen posthypnotische Mordbefehle zu geben, die diese auch ausführten (wobei das Gift natürlich nicht echt bzw. die Pistolen nicht geladen waren).
Der Psychiater Heinz E. Hammerschlag weist zurecht darauf hin, dass es sich bei den Versuchspersonen der Salpêtrière um "Hysterische" gehandelt habe, die "bezüglich der Einleitung und Beendigung von Hypnosen auf bestimmte Methoden dressiert" waren. Diese Methoden seien "höchstens in einer geschlossenen Anstalt anwendbar und verantwortbar". Durch die Gewöhnung an entsprechende Methoden können u. U. der Widerstand gegen Mordsuggestionen untergraben werden.4)
Man kann Hammerschlag allerdings entgegen halten, dass man die psychologischen Effekte einer "geschlossenen Anstalt" auch außerhalb der Psychiatrie erzeugen kann. Der entscheidende Gedanke zum Verständnis krimineller Hypnose ist in der Tat die hypnotische Dressur unter den Bedingungen eines Systems totaler Kontrolle, als dessen Repräsentant der Hypnotiseur auftritt. Dieses System kann real sein oder auch nur auf Suggestionen beruhen (im Falle Palle Hardrups z. B. entsprach der suggerierte "Schutzgeist X" einem System totaler Kontrolle).
Bei näherer Betrachtung waren die Unterschiede zwischen den beiden Schulen (Nancy, Salpêtrière) in Sachen "kriminelle Hypnose" nur graduell, auch wenn manche Autoren diese Abweichungen zum prinzipiellen Gegensatz stilisiert haben. Die Grautöne wurden zugunsten einer kontrastreichen Schwarz-Weiß-Zeichnung eliminiert. Die Schulen von Nancy und der Salpêtrière sind längst Geschichte, doch der Streit zwischen den Fachleuten – in dem häufig genug ebenfalls die Grautöne fehlen - ist nach wie vor unentschieden.5)
Ein streng wissenschaftlicher Beweis für die eine oder andere Position ist natürlich schwierig zu erbringen. Denken wir z. B. an die Fälle "Palle Hardrup" und "Alice E.". Palle und Alice haben kriminelle Taten begangen bzw. versucht, die im Interesse eines kriminellen Hypnotiseurs lagen. Beide wurden über lange Zeiträume mit ausgefeilten Methoden immer wieder hypnotisiert, beide erhielten posthypnotische Befehle zur Tat. Im Falle Palle Hardrups wird besonders deutlich, wie seine Bereitschaft zu kriminellen Handlungen durch schrittweise Verhaltensformung unter Hypnose herausgebildet wurde. Im psychologischen Labor wurde nachgewiesen, dass die schrittweise Anstiftung zu immer schwereren Regelverletzungen gleichzeitig zu einer wachsenden Bereitschaft zur Kooperation mit dem Anstifter führt.6)
Doch obwohl sowohl Nielsen, als auch Walter und Bodmer rechtskräftig verurteilt wurden, bleibt dennoch die Frage ungeklärt, ob Palle Hardrup und Alice E. die Taten nicht auch begangen hätten, wenn sie nicht hypnotisiert worden wären. Dies mag in beiden Fällen unwahrscheinlich sein, doch ausgeschlossen ist es nicht – trotz der überzeugenden Gutachten, die von den erfahrenen Gerichtspsychiatern Ludwig Mayer und Paul Reiter vorgelegt wurden. Es wäre ja auch möglich gewesen, dass Palle und Alice Nielsen bzw. Walter auch ohne Hypnose gehorcht hätten, aus welchen Gründen auch immer.
In seiner Analyse der Fälle "Hardrup", Alice E. und eines weiteren, ähnlich gelagerten Falles gelangt der Hypnose-Experte Martin Orne zu folgendem Resümee: Einzelne Aspekte der berichteten Fälle untermauern die These, dass zumindest in einigen Fällen Menschen durch Hypnose zu selbst- bzw. fremdschädigendem Verhalten veranlasst werden können, zu dem sie ohne Hypnose nicht bereit wären. Unglücklicherweise sei es angesichts der Schwierigkeiten, die tatsächlichen Vorgänge zu klären, nicht möglich, eine endgültige Position in dieser Frage zu beziehen.7)
Der führende Hypnose-Kritiker Theodore Xenophon Barber unterstellt, es sei nicht mit Sicherheit auszuschließen, dass Alice E. ihr Verhalten mit der Behauptung, Walter habe sie hypnotisiert, nur vor sich selbst und anderen rechtfertigen wollte.8)
Auch im Fall Palle Hardrup könne aus den vorliegenden Daten nicht mit Sicherheit gefolgert werden, dass Hypnose überhaupt eine Rolle gespielt habe. Vielmehr könnten statt dessen vier Faktoren für Palles Taten verantwortlich gewesen sein:
- komplexe Motivationen, die bei Hardrup und Nielsen bereits vor ihrem ersten Treffen vorhanden waren;
- Palles Glaube an einen Schutzgeist, der "offenbar dem Erscheinen von Herrn Nielsen vorausging";
- Palles esoterische Überzeugungen;
- komplexe Motivationen, die sich in der sehr engen und langfristigen Beziehung zwischen den beiden Männern manifestierten.9)
Es sei also nicht auszuschließen, so folgert Barber, dass im Falle Palle Hardrups die Hypnose, wenn überhaupt, nur eine untergeordnete Bedeutung hatte. Sie könnte dazu gedient haben, das Wahnsystem Palles zu verstärken.
Wenn man die Beziehung zwischen diesen beiden ungleichen Männern – Hardrup und Nielsen – vor dem inneren Auge Revue passieren lässt, so drängt sich natürlich die Frage auf, ob zwischen den beiden eine offene oder verdeckte bzw. unbewusste homosexuelle Beziehung bestanden habe. Reiter vermerkt keine offenen Akte der Homosexualität zwischen beiden; auch Nielsens Suggestionen, dass der wahre Yogi seine Sexualität in höhere, spirituelle Kräfte umwandle, sprechen natürlich gegen eine ausgelebte homosexuelle Beziehung. Allerdings erbrachte Reiters Analyse der Träume Palles deutliche Anzeichen einer ambivalenten, latenten, also nicht offen ausgelebten homosexuellen Beziehung zwischen Opfer und Täter. Daher sei es Nielsen möglich gewesen, mittels Hypnose als fremdes Element in Palles Persönlichkeit einzudringen.10) Hier gilt es natürlich auch zu bedenken, dass der hypnotische Zustand in der Regel als angenehm, wenn nicht lustvoll erlebt wird.
Walter und Frau E. hatten sogar eine offene, außereheliche Sexualbeziehung. Und auch hier drängt sich natürlich der Verdacht auf, Frau E. könne die Hypnose als Entschuldigung oder Rationalisierung ihres Fehltritts benutzt haben. Frau E. sagte zum Beischlaf mit Walter: "Ich konnte mich nicht wehren, er hat mir die Arme und Hände gelähmt, er hat mich so tief eingeschläfert, dass ich von all diesen Sachen nichts mehr merkte."11) Mayer war überzeugt, dass Alice E. sich dem falschen Arzt im Wachzustand nicht hingegeben hätte. Als deutlichen Hinweis darauf betrachtet er die Tatsache, dass er sie für den Geschlechtsverkehr eigens in Tiefenhypnose versetzen und Lähmungserscheinungen suggerieren musste.12) Einen beinharten Skeptiker wird diese Begründung vermutlich nicht (restlos) überzeugen.
In der wissenschaftlichen Literatur findet sich leider nur eine sehr geringe Zahl sauber dokumentierter Fälle krimineller Hypnose. In einem Artikel aus den frühen sechziger Jahren konnte sich Orne nur auf drei Dokumentationen beziehen, die wissenschaftlichen Anforderungen genügten, nämlich auf die Arbeiten von Reiter (Hardrup), Mayer (Frau E.) und auf eine Arbeit von Walther Kroener13). Kroener beschreibt einen Fall, in dem ein junger Lehrer unter den Einfluss eines kriminellen Hypnotiseurs gerät. Inzwischen sind noch einige Arbeiten hinzugetreten14), doch Ornes Fazit bleibt nach wie vor gültig: In diesen Fällen bestand eine enge, emotionale Beziehung zwischen dem Hypnotiseur und dem Hypnotisanden.15) Unter diesen Bedingungen ist es natürlich schwierig, die Effekte der Hypnose von den Auswirkungen der Beziehung abzugrenzen.
In der internen Zeitschrift der CIA, "Studies in Intelligence" setzte sich Edward F. Deshere mit dem Nutzen der Hypnose in Verhören auseinander. In diesem Papier analysierte er ebenfalls die von Mayer, Reiter und Kroener berichteten Fälle, da sich hier offenbar eine sehr weitgehende Macht des Hypnotiseurs und der Hypnose manifestiert. Auch Deshere betont, dass in Fällen wie diesen das Verhältnis zwischen dem Hypnotiseur und dem Hypnotisanden auf intensiven Gefühlen und einer starken Tendenz zur Unterwerfung des Hypnotisanden beruhe. Unter den Bedingungen eines Verhörs sei ein derartiges Verhältnis nicht sehr wahrscheinlich.16)
Geheimdienstliche und kriminelle Hypnotiseure stehen hier offenbar vor vergleichbaren Problemen.
Um allein mit den Mitteln der Hypnose eine tiefgreifende Verhaltensveränderung zu erreichen, muss eine intensive Beziehung zwischen dem Hypnotiseur und dem Hypnotisanden aufgebaut werden. Eine derartige Beziehung entwickelt sich aber in der Regel nicht spontan, sondern erfordert Zeit – mehr Zeit, als Kriminelle oder Geheimdienstler mitunter aufzubringen bereit oder in der Lage sind. Eine effektive, vielseitig einsetzbare Methodik zur Bewusstseinskontrolle kann daher nicht allein auf Hypnose beruhen. Wir werden in späteren Kapiteln dieses Buches sehen, wie die Hypnose zur Überwindung ihrer Schwächen und Beschränkungen systematisch mit anderen Methoden und Mitteln kombiniert wird. Trotz der offensichtlichen Grenzen der Hypnose zweifele ich nicht daran, dass man dennoch mit ihr allein unter "günstigen" Umständen in Einzelfällen durchaus höchstgradig hypnotisierbare Menschen mental versklaven kann. Da diese Einzelfälle offenbar äußerst selten sind, verfügen wir nicht über die Datenbasis für statistische Analysen; wir müssen uns auf vereinzelte Fallberichte beschränken.
Diese sind natürlich immer offen für unterschiedliche Interpretationen. Sie liefern also auch den Kritikern, die nicht an die Möglichkeit krimineller Hypnose glauben, durchaus nachvollziehbare Argumente. Aus meiner Sicht allerdings ist die Hypothese hypnotisch induzierter Kriminalität in den Fällen Frau E., Palle Hardrup und im von Kroener beschriebenen Fall psychologisch äußerst plausibel. Dies schließt nicht aus, dass auch die z. B. von Barber erwähnten oder ähnliche nicht-hypnotische Faktoren eine Rolle gespielt haben, wenngleich keine dominante. Nach meiner Überzeugung kann man die Möglichkeit krimineller Hypnose nicht im naturwissenschaftlich strengen Sinne beweisen oder widerlegen. Vermutlich ist das aber auch nur eine akademische Frage, weil die Hypnose in der Praxis zumeist in eine umfassende Strategie der Bewusstseinskontrolle integriert wird.
Der Hypnotherapeut John G. Watkins bezieht allerdings aus pragmatischer und praktischer Sicht eine eindeutige Position zur Möglichkeit krimineller Hypnose: "Wenn wir durch Hypnose einen Arm betäuben können, um Schmerzen zu beseitigen, dann können wir auch das Über-Ich betäuben, um Schuldgefühle auszulöschen." Dies sei zwar nicht in allen, aber doch in einigen Fällen möglich.17)
Zum Abschluss der Fallbeispiele zur kriminellen Hypnose möchte ich noch einmal die wesentlichen Elemente der Bewusstseinskontrolle zusammenfassen, die ich bisher herausgearbeitet habe:
- Der Hypnotiseur weckt das Interesse und erschleicht das Vertrauen seines Opfers, indem er sich auf dessen vorherrschende Interessen einstellt und diese befriedigt oder zu befriedigen verspricht.
- Er pflanzt Palle ihm Referenzsystem ein, das seinen Ausführungen und Aktionen Sinn verleiht.
- Diese beiden Maßnahmen sind das "Vorspiel" der durch Hypnose hervorgerufenen Persönlichkeitsspaltung. Die einfachste Form der Persönlichkeitsspaltung erzeugt nur zwei Zustände, nämlich einen Normalzustand (A) und einen hypnotisch kontrollierte Zustand (B).
- Das "Willensgebiet" des Zustands B ist durch Zwangsvorstellungen gekennzeichnet, zu denen sich die Aufträge des Hypnotiseurs verdichtet haben.
- Die Energie, die diese Zwangsvorstellungen aufrecht erhält und in Handlungen transformiert, ist eine hypnotisch erzeugte panische Angst.
- Der Hypnotiseur arbeitet mit verdeckter, also getarnter Hypnose.
- Der Hypnotiseur erzeugt eine Abhängigkeit durch hypnotisch induzierte Ekstasen.
- Er untergräbt die Bindungen seines Opfers an die materielle Welt.
- Er suggeriert ihm, sich sozial zu isolieren.
- Er etabliert eine mit übernatürlichen Fähigkeiten ausgestattete Kontrollinstanz.
- Er verbindet die künstlich erzeugten Pseudopersönlichkeiten mit Schlüsselreizen und pflanzt Trigger ein, die bestimmte Verhaltensweisen auslösen.
- Er "versiegelt" sein Opfer ("Niemand außer mir kann Dich hypnotisieren").
- Er verpflichtet es zur absoluten Verschwiegenheit (und verleiht dieser Verpflichtung durch Angstsuggestionen Nachdruck).
- Er suggeriert Zeitlosigkeit zur Identitätszerstörung.
- Er induziert Halluzinationen zur Erzeugung von Realitätsverlust.
- Die gewünschten Verhaltensmuster werden mental trainiert und real konditioniert (Nielsens "Karma-Yoga").
Mit diesen Elementen kann man aus meiner Sicht bereits einen relativ hohen Grad der Effizienz erreichen. Im dritten Teil dieses Buchs werde ich zusätzliche Elemente beschreiben, durch die sich die mit hypnotischen Mitteln erreichbare Effizienz dramatisch steigern lässt.
Fortsetzungs-Sachbuch von Dr. Hans Ulrich Gresch zum Thema mentale Versklavung – Teil 1: Die dunkle Seite der Hypnose - Klapperschlangen, Säuren und dreiste Lügen – die destruktive Hypnose im Experiment
Einen hieb- und stichfesten Beweis der Möglichkeit kriminell motivierter Hypnose kann man natürlich weder mit plausiblen Argumenten, noch mit Einzelfallstudien erbringen, selbst wenn man Fall um Fall aneinander reiht. In jedem einzelnen Fall kann es immer auch anders gewesen sein, als man aufgrund der Fakten, Indizien und Zeugenaussagen vermutet. Größere Klarheit könnten nur entsprechende Experimente bringen. Doch in diesem Bereich geht es um kriminelle Taten bis hin zum Mord. Daher sind Experimenten natürlich enge ethische Grenzen gesetzt (sofern man sich mit diesen Experimenten in einem legalen Rahmen bewegen will).
Martin Orne hat die grundsätzliche Problematik derartiger Experimente sehr präzise formuliert: Wenn z. B. ein Experimentator einen Hypnotisanden auffordert, einen unbeteiligten Dritten mit ätzender Säure zu bespritzen, so definiert der Experimentator diesen Akt zwar als "antisoziales Verhalten" – aber es ist keineswegs klar, dass der Hypnotisand diese Auffassung teilt. Es könnte ja durchaus sein, dass die Versuchsperson voraussetzt, der Experimentator habe schon für die notwendigen Sicherungen gesorgt, damit das Experiment in keinem Fall ernsthafte Schäden hervorruft.18) Wenn ein solches Experiment in einem legalen Rahmen stattfindet, z. B. in einem psychologischen Labor einer Hochschule, dann ist diese implizite Annahme des "Versuchskaninchens" durchaus wahrscheinlich (und vermutlich auch berechtigt). Es wurden zwar mehr oder weniger raffinierte Versuche unternommen, die Versuchspersonen hinsichtlich des experimentellen Charakters der "kriminellen" Suggestionen zu täuschen19); aber man kann natürlich niemals sicher sein, dass diese Täuschung auch gelungen ist.
Ein krimineller Hypnotiseur könnte sich im übrigen das Vertrauen der Hypnotisanden auf experimentelle Sicherungen auch zunutze machen. Er könnte z. B. seinem Opfer suggerieren, dass er, der Hypnotiseur ein Professor und der Hypnotisand eine Versuchsperson sei. Er könnte ihm dann eine geladene Pistole in die Hand drücken und darauf bauen, dass sein Opfer, auf ein Experiment vertrauend, mit der Waffe tatsächlich auf Menschen schießt – im Glauben, sie enthielte nur Platzpatronen.20)
Wenn Experimente zur hypnotischen Induktion antisozialen Verhaltens scheitern, dann ist dies andererseits natürlich auch kein Beweis, dass dies grundsätzlich nicht möglich sei. Bewiesen wäre höchstens, dass die angewendeten Methoden unter den gegebenen experimentellen Bedingungen nicht erfolgreich waren. Daher ist die Schlussfolgerung Ericksons aus einer Reihe von Experimenten mit ca. 50 Versuchspersonen, dass selbst- bzw. fremdschädigendes Verhalten durch Hypnose nicht hervorgerufen werden könne, offensichtlich unlogisch.21) Ericksons Schlussfolgerung ist jedoch nicht nur unlogisch, sondern auch befremdlich.
Es fällt nämlich auf, dass Erickson in seinen Experimenten zum antisozialen Verhalten überaus einfallslose Techniken einsetzte. Man kann sich des Verdachts nicht erwehren, dass dieser Mann, der sonst für seine trickreichen, phantasievollen und höchst effektiven Hypnosemethoden bekannt war, ein Scheitern seiner Experimente zu diesem Thema bewusst oder unbewusst anstrebte.22)
Doch selbst wenn sich Erickson ernsthaft bemüht haben sollte, kriminelles Verhalten auszulösen, könnte er aus seinem Scheitern nicht auf die grundsätzliche Unmöglichkeit dieses Vorhabens schließen. "Tausend Misserfolge bei schlechten Versuchspersonen mit ungeeigneten Methoden", schreibt der Experte für kriminelle Hypnose, Wesley Raymond Wells, "können die Wirksamkeit geeigneter Methoden bei guten Versuchspersonen nicht widerlegen." Und er fügt im Hinblick auf Ericksons Studie hämisch hinzu: "Wenn Erickson zugibt, dass er die angestrebten Resultate nicht erreichen konnte, dann räumt er ein, dass er die angemessenen hypnotischen Techniken nicht gelernt hat."23)
Wie auch immer: Ericksons Studie kann als Untersuchung der Reaktionen auf Fehler gewertet werden, die ein krimineller Hypnotiseur auf jeden Fall vermeiden sollte. Die Suggestionen selbst- bzw. fremdschädigenden Verhaltens erfolgten z. B. ohne jedes Fingerspitzengefühl, ohne fördernde Vorstellungen, ohne sinnstiftende Bezugssysteme und ohne die Suggestion von Ängsten oder Missstimmungen bei Nichterfüllung des hypnotischen Auftrags. Erickson beschreibt auch keine Maßnahmen zur hypnotischen Ausschaltung der Kritikfähigkeit und des Realitätssinns. Wenn man bedenkt, mit welcher Akribie sich z. B. Nielsen im Fall "Palle Hardrup" genau um diese Themen gekümmert hat, dann werden durch dieses Versäumnis die Mängel der Methodik Ericksons besonders deutlich.
Ericksons Studie ist dennoch nicht wertlos. Sie zeigt, dass es nicht genügt, jemanden in einen tiefen Trancezustand zu versetzen, um ihn ohne weitere Vorkehrungen in ein willenloses Werkzeug krimineller Interessen zu verwandeln. Jeder Mensch verfügt über Selbstschutzmechanismen, die ihn auch in solchen veränderten Bewusstseinszuständen vor Missbrauch schützen. Allerdings sind diese Selbstschutzmechanismen bei unterschiedlichen Individuum unterschiedlich stark – und es gibt Methoden, diese Mechanismen bei "Hypnotischen Virtuosos" teilweise oder sogar vollständig außer Kraft zu setzen.
Zwei Jahre nach Veröffentlichung der Studie Ericksons legte Margaret Brenman einen Forschungsbericht vor, dessen Aufbau dem Artikel Ericksons weitgehend entspricht. In dieser Studie wurde versucht, sechs ausgewählten, gut hypnotisierbaren Versuchspersonen selbst- bzw. fremdschädigenden Verhalten zu suggerieren.24) Dabei handelte es sich – wie in den Versuchen Ericksons – um eher harmlose Verhaltensweisen. Der Unterschied bestand darin, dass die Versuchspersonen nicht nur den posthypnotischen Befehl erhielten, sondern dass der Weg zur Realisierung dieses Auftrags gebahnt wurde.
Ein Beispiel25) mag dies verdeutlichen: Eine junge Frau sollte einen Dollarnote aus der an einem Ständer hängenden Jacke der Hypnotiseurin stehlen und in ihre eigene Brieftasche stecken. Die Hypnotiseurin suggerierte ihr zunächst, dass sie die Jacke als ihre eigene wahrnehmen werde. Die Hypnotisandin werde fälschlicherweise glauben, dass sie diese Jacke vor sechs Monaten wegen des schönen Streifenmusters und der hohen Taschen gekauft und dafür 5 Dollars und 98 Cents bezahlt habe.26) Dann wurde ihr aufgetragen, nach dem Aufwachen aus der Hypnose den Dollar aus der Tasche zu nehmen, ihn in die eigene Geldbörse zu stecken, sich keine Gedanken über das zusätzliche Geld zu machen und es unbeschwert auszugeben, als sei es ihr eigenes. Sie würde eine vollständige Amnesie für den gesamten Vorgang entwickeln. Sie würde sich für eine schlecht hypnotisierbare Person halten und wenn jemand das Gegenteil behaupte, würde sie dies als Frotzelei auffassen.
Der Versuch war erfolgreich. Allerdings erst beim zweiten Anlauf. Beim ersten Versuch hatte die Hypnotiseurin die Illusion, die seine Jacke sei die Jacke der Hypnotisandin, nur unvollkommen ausgebaut. Sie erzeugte daraufhin eine hypnotische Amnesie für den ersten Versuch wiederholte ihn mit der verbesserten Suggestion einer posthypnotischen Illusion.
Wir sehen also, dass man die Moral eines Hypnotisanden unterlaufen kann, indem man ihm eine Illusion suggeriert. Nach dem Experiment gingen die Hypnotiseurin und die Hypnotisandin gemeinsam zum Essen. Ohne zu zögern bezahlte die Hypnotisandin ihre eigene Rechnung mit dem Dollar, den sie soeben "gestohlen" hatte. Tests ergaben, dass sie vollständig amnestisch war. Dieser beim zweiten Anlauf gelungene Versuch unterstreicht schlagend die Bedeutung einer angemessenen Technik in der kriminellen Hypnose.
Die in diesem Bereich wesentlichen Methoden gehören nicht zum Instrumentarium der klinischen, psychotherapeutischen Hypnose. Wer nur die Methoden der Hypnotherapie kennt, mag daher geneigt sein, Verbrechen in Hypnose für unmöglich zu halten.
Es gelang Brenman, bei allen ihrer sechs Versuchspersonen (Studentinnen im Alter von 17 bis 20 Jahren) durch Hypnose selbst- und fremdschädigendes Verhalten hervorzurufen. Natürlich könnte man auch hier einwenden, dass dieses Verhalten vielleicht auch ohne Hypnose gezeigt worden wäre. Brenman begegnet diesem Argument u. a. mit dem Hinweis, dass die Hypnotiseurin kein besonderes Prestige im Verhältnis zu den Versuchspersonen besaß und dass sich auch keine Autoritätsbeziehung, die dem Arzt-Patienten-Verhältnis entspricht, entwickeln konnte.27)
Brenman setzt sich auch mit dem Einwand auseinander, die Versuchspersonen hätten den experimentellen Charakter der Suggestionen durchschaut und sich darauf verlassen, dass Sicherungen gegen Schäden Bestandteil des Versuchsaufbaus gewesen seien. Dagegen spricht, dass
- eine Versuchsperson später (nach Aufhebung der Amnesie) massive Schuldgefühle entwickelte,
- die Konsequenzen einiger Handlungen irreparabel waren,
- eine Versuchsperson erst nach Verbesserung der Technik im zweiten Anlauf den Instruktionen folgte,
- alle Versuchspersonen es nach Aufhebung der Amnesie schwierig fanden, die suggerierten Illusionen als Illusionen zu akzeptieren,
- die Versuchspersonen die experimentelle Situation im Wachzustand keineswegs als vor Schaden schützend einstuften.
Der führende Hypnose-Kritiker Theodore Xenophon Barber moniert die fehlende Kontrollgruppe in Brenmans Untersuchung. Es wäre ja durchaus denkbar, dass nicht-hypnotisierte Versuchspersonen, die zuvor eine ebenso enge Beziehung zur Versuchsleiterin aufgebaut hätten wie die hypnotisierten, die suggerierten Taten ebenfalls begangen hätten.28) Diese Kritik ist zweifellos berechtigt. Das Fehlen einer Kontrollgruppe mindert den Wert beinahe jeder empirischen Studie. Wells wendet allerdings ein, dass ein Kontrollexperiment, wenngleich in vielen Fällen wünschenswert, zu einer Untersuchung dieser Art unnötig sei und nur als Farce betrachtet werden könnte.29) Dies mag sein. Allerdings muss man, so meine ich, mitunter auch Farcen inszenieren, um Skeptikern den Wind aus den Segeln zu nehmen.
Ein weiterer Einwand gegen die von Brenman vorgetragenen Ergebnisse lautet, dass die Taten von den Versuchspersonen gar nicht als selbst- bzw. fremdschädigend erlebt worden seien. Ihnen sei diesbezüglich ja eine Verkennung der Realität suggeriert worden. Dies ist zweifellos nicht zu bestreiten, stellt aber nur aus theoretischer Sicht ein Problem dar. In der Praxis kann es dem kriminellen Hypnotiseur egal sein, ob er mit seinen Methoden tatsächlich die moralischen Standards seines Opfers erschüttert oder dieses nur hinters Licht geführt hat. Ihm kommt es auf das Ergebnis an. Und aus dieser praktischen, pragmatischen Sicht ist es viel klüger, nach Möglichkeit auf einer Veränderung der meist fest verankerten Prinzipien des Opfers zu verzichten. Der kriminelle Hypnotiseur wird vielmehr die hypnotischen Künste voll ausschöpfen und moralische Konflikte z. B. durch suggerierte Sinnestäuschungen aller Art vermeiden. Und natürlich wird er eine posthypnotische Amnesie sowie eine posthypnotische Hemmung gegenüber Hypnosen durch andere hervorrufen, um sich vor Entdeckung zu schützen.30)
Auch wenn die meisten Teilnehmer an Hypnose-Experimenten wissen, dass sie an einem Experiment teilnehmen, kann man bei einigen höchstgradig hypnotisierbaren Menschen eine vollständige Amnesie für ihre momentane Realität, also auch für die Realität eines Experiments erzeugen.31) Zumindest in diesen Fällen könnte hypnotisch veranlasstes kriminelles Verhalten wohl kaum mit dem Argument als "nur scheinbar kriminelles Verhalten" hinweg erklärt werden, die Versuchsperson habe sich auf experimentelle Schadenssicherungen verlassen.
Die bisher referierten Experimente bezogen sich auf relativ harmlose Formen fremd- bzw. selbstschädigenden Verhaltens. Loyd W. Rowland konnte in einem Experiment demonstrieren, dass sich auch Handlungen mit potentiell schwerwiegenden Folgeschäden hypnotisch hervorrufen lassen.32) In tiefer Hypnose gab er seinen Versuchspersonen im ersten Teil des Experiments den Befehl, nach einer Klapperschlange zu greifen. Dieser Teil bestand aus zwei Varianten: Zwei Versuchspersonen wurde suggeriert, die Klapperschlange sei ein zusammengerolltes Gummiseil. Zwei weitere Versuchspersonen wurden, ohne Täuschungsversuch, direkt aufgefordert, die Klapperschlange anzufassen. Die Versuchspersonen waren dabei allerdings durch eine unsichtbare Glasscheibe geschützt. Die Klapperschlange war nämlich echt. Im zweiten Teil des Experiments sollten zwei Hypnotisanden dem Hypnotiseur ein Glas mit Schwefelsäure ins Gesicht schütten. Der Versuchsleiter gab einen Streifen Zink in die Säure, um die Versuchspersonen von der Echtheit der Chemikalie zu überzeugen. Auch in diesem Fall verhinderte eine unsichtbare Glasscheibe, das der Experimentator durch die Säure verletzt wurde. Nur eine Versuchsperson (und zwar in der ersten Variante des ersten Teils) gehorchte den Anweisungen des Hypnotiseurs nicht und erwachte aus der Hypnose.
Der naheliegende Einwand, dass die Versuchspersonen den experimentellen Charakter der Hypnose durchschaut oder gar das unsichtbare Glas gesehen hätten, kann natürlich nicht mit Sicherheit als unbegründet betrachtet werden. Rowland hatte allerdings zuvor mit einigen nicht eingeweihten Kollegen getestet, ob dieses Glas tatsächlich unsichtbar sei. Dazu hatte er einen Hammer hinter das Glas gelegt. Die Kollegen griffen ausnahmslos nach dem Hammer und stießen dabei mit der Hand gegen das Glas; eine Professorin verletzte sich sogar den Finger, als sie den Hammer ergreifen wollte. Auch die Versuchspersonen des ersten Teils waren (mit Ausnahme der Versuchsperson, die erwachte) überrascht, als sie das Glas berührten.
Zur Kontrolle wurden 42 nicht hypnotisierte Versuchspersonen aufgefordert, die Klapperschlange zu berühren. 41 weigerten sich nicht nur, sie fürchteten sich sogar davor, der Schlange auch nur nahe kommen. Eine Versuchsperson gehorchte dem Befehl, wurde aber durch das Glas zurück gehalten. Sie erklärte später ihr Verhalten damit, dass sie das Tier für eine Imitation gehalten habe.
P. C. Young reproduzierte eine Variante der Studie Rowlands mit ähnlichen Ergebnissen. Vier Versuchspersonen wurde gesagt, die Schlange und die Säure seinen höchst gefährlich, vier weitere Hypnotisanden erhielten die Auskunft, beides sei völlig harmlos. Nur eine Versuchsperson weigerte sich, die Schlange zu berühren und den Versuchsleiter mit der Säure zu attackieren. Im wachen Zustand lehnten es alle Hypnotisanden ab, die Anordnungen des Versuchsleiters zu befolgen. Fakultätsmitglieder, die in den Experimentierraum gebeten wurden, waren höchst beunruhigt durch die Schlange und verblüfft wegen des unsichtbaren Glases.33)
In einem Experiment im Rahmen des Gehirnwäsche-Projekts "MKULTRA" der CIA wurde eine junge Frau, die zuvor ihren Abscheu vor Schusswaffen bekundet hatte, in einen tiefen Trancezustand versetzt. "Mary" (ich nenne sie so, im CIA-Protokoll wurde ihr Name geschwärzt) erhielt den hypnotischen Befehl, dass sie alle ihr zu Gebote stehenden Mittel einsetzen werde, um aus der Hypnose zu erwachen, und wenn ihr dies nicht gelinge, würde sie eine vor ihr liegende Pistole ergreifen und diese auf eine andere Versuchsteilnehmerin, "Paula" abfeuern. Sie sei dann so wütend, nicht aus der Hypnose erwachen zu können, dass sie "Paula" ohne zu zögern ermorden würde. "Mary" feuerte in der Tat die (natürlich nicht geladene) Pistole auf die andere Versuchsperson ab und versank danach in einen noch tieferen hypnotischen Zustand. Aufgrund entsprechender Suggestionen entwickelten beide Versuchspersonen nach dem Aufwachen aus der Hypnose eine vollständige Amnesie für den Vorgang. "Mary" weigerte sich im Wachzustand, die Pistole auf nur anzurühren. Sie bestritt entschieden, dass der Vorgang stattgefunden habe.34)
Auch bei diesem Experiment kann man natürlich nicht ausschließen, dass Mary darauf vertraute, die Pistole sei nicht geladen. Das Experiment fand zwar im Auftrag eines Geheimdienstes statt, aber es ist nicht bekannt, ob die Versuchspersonen dies wussten und wenn ja, ob sie dadurch beeinflusst wurden.
Die Befundlage zum Verbrechen in Hypnose lässt sich also wie folgt zusammenfassen: Weder die ohnehin geringe Zahl gut dokumentierter Kriminalfälle, noch die ebenfalls nicht sehr zahlreichen Experimente zur hypnotischen Induktion antisozialen Verhaltens erlauben ein schlüssiges Urteil über die Möglichkeiten und Grenzen unethischer Hypnose. Aus meiner Sicht dürfte es in Einzelfällen und unter - im Sinne der Zielsetzung - günstigen Bedingungen möglich sein, antisoziales oder kriminelles Verhalten durch Hypnose zu stimulieren. Die Hypnose ist aber kein zuverlässiges Instrument für diese Zwecke. Es wird sich allerdings im Verlauf des Buches zeigen, dass die Hypnose ein wesentlicher, wenn nicht der entscheidende Bestandteil jeder effektiven Strategie zur Bewusstseinskontrolle durch Persönlichkeitsspaltung ist. Salopp formuliert: In der Bewusstseinskontrolle ist die Hypnose nicht alles, aber ohne Hypnose ist alles nichts.
Skeptiker sollten im übrigen bedenken, dass die Hypnose de facto nichts anderes ist als eine besonders effektive Form der Konditionierung. Sie kann also vollständig in den vertrauten Begriffen der psychologischen Lerntheorie beschrieben werden. Die hypnotischen Suggestionen sind nämlich konditionierte Reize. Sie lösen die suggerierten Reaktionen aus, indem sie die entsprechenden Vorstellungen und Gedanken hervorrufen. Gleichzeitig hemmen sie alle inneren und äußeren Reize (Sinneseindrücke, Impulse aus der Innenwelt), die nicht mit der suggerierten Reaktion vereinbar sind.35) Wer die Konditionierung kriminellen Verhaltens für möglich hält, sollte eigentlich an der hypnotischen Induktion antisozialen Verhaltens nicht zweifeln.
Im übrigen kann im Vorgriff auf spätere Teile des Buch festgestellt werden, dass nicht nur die Hypnose, sondern die Bewusstseinskontrolle durch Persönlichkeitsspaltung insgesamt in den vertrauten Begriffen der psychologischen Lerntheorie beschrieben werden kann. Sie ist die effektivste Form der Konditionierung, die bisher ersonnen wurde.Liste der Endnoten1) Gauld (1995), 8 f.; Orne (1962), 138 f.
4) Hammerschlag (1954), 58
5) Levitt et al. (1990), 226
10) Reiter (1958), 76, 170 ff.
16) Deshere (1960), 57 / Die „Studies in Intelligence“ sind „for official use only“; Desheres Aufsatz musste allerdings nach dem Informationsfreiheitsgesetz der USA (FOIA) freigegeben werden.
18) Orne (1962), 159 / Dieses Argument Ornes hat eine lange Tradition; es findet sich bereits in Schilder & Kauders (1927), Seite 52
19) siehe z. B. Coe et al. (1973)
22) Die “unimaginative methods” Ericksons beklagte u. a. Young (1954)
25) Es handelt sich bei diesem Beispiel um die Reproduktion eines erfolgreichen Versuchs von Wells (1941), 77 ff. Die Wiederholung gelang Brenman in zwei weiteren Fällen.
26) Man beachte, dass die Hypnotiseurin die Versuchsperson nicht belügt. Sie suggeriert ihr nicht, dass die Jacke ihr gehöre, sondern, dass sie die Jacke fälschlicherweise nach dem Aufwachen der Hypnose als ihre eigene wahrnehmen werde.
27) Drei der Versuchspersonen kannten die Hypnotiseurin Margaret Brenman als – wenngleich postgraduierte – Kommilitonin, den drei anderen Hypnotisandinnen war sie als ehemalige Studentin ihres „College“ vorgestellt worden. Brenman war im übrigen eine Anfängerin, die noch nicht einmal ein Jahr praktische Erfahrung mit Hypnose gesammelt hatte. Ihr Hypnose-Lehrer war Wesley Raymond Wells.
34) CIA Memorandum To: File, Subject: Hypnotic Experimentation and Research, 10 February 1954, A/B,3,2/18, MORI ID: 190691
Zusammenfassung, Übersicht, Zusatzinformation, ..Redaktion buergerstimmen.de - Dr. Dieter Porth, Göttingen:
Die Literatur findet man im Startartikel zu diesem Fortsetzungssachbuch oder in der Original-PDF-Datei auf der Website des Autoren. Dr. Hans Ulrich Gresch. Die Startseite mit dem Literaturverzeichnis finden sie, wenn sie in der Sammelübersicht "Schläfer" (siehe oben) nach dem untersten Link suchen. In der Schlagzeile findet sich der Suchausdruck "FS-0".
PDF-Datei auf der Website des Autoren. Dr. Hans Ulrich Gresch. Die Startseite finden sie, wenn sie in der Sammelübersicht "Schläfer" (siehe oben) nach dem untersten Link suchen. In der Schlagzeile findet sich der Suchausdruck "FS-0".Dr. Dieter Porth
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Politikbildung 20.5. - "Von der Finanz- zur Wirtschaftskrise – was fordert ver.di?" 13.05.2009 Am 20.5. lädt ver.di in ihre Räume am Groner Tor um 17:30 zum Vortrag ein. Nach einem Kurzrückblick auf die Finanzkrise und die bislang eingeleiteten Maßnahmen wird ein Ausblick auf die gewerkschaftlichen Forderungen und Notwendigkeiten gegeben.
Termine - JUZI 21. Mai – Malt Liquor Riot & Les Aligned 13.05.2009 Am 21. Mai kommt die Bänd "Malt Liquor Riot" aus Florida in das beschauliche Göttingen und zeigt, wie man in Amerika PunkMetal macht. Unterstützt wird die Gruppe von Les Aligned aus Köln. Das Konzert am Vatertag beginnt pünktlich um 21:30.
DenkBar 20.5. - Wie funktionieren modernste Prothesen eigentlich? 13.05.2009 Unter dem Titel "Intelligente Prothesen - Zusammenspiel von Mensch und Technik" findet im Apex ein Vortragsabend statt Die Veranstaltung beginnt am 20. Mai um 20 Uhr. Den Vortrag bestreiten gemeinsam ein Vertreter von der Universität und ein Vertreter von Otto Bock aus Duderstadt.
Friedland Nier: NPD Verbotsverfahren einleiten 11.05.2009 Gerd Nier, der Bundestagskandidat für die Linkspartei im Wahlkreis Göttingen, lobte den friedlichen Verlauf der beiden Demonstrationen in Friedland. Er fordert anlässlich des Protestes gegen rechts bei den beiden Demonstrationen die Einleitung eines Verbotsverfahrens für die NPD. Mit Hinweis auf eine unbenannte Göttinger Kneipe verweist er gleichzeitig darauf, dass aber auch das naziarme Göttingen kein Ort der Seligen sei.
Stadthaushalt CDU: Einahmen und Ausgaben ins Gleichgewicht bringen 12.05.2009 Der Fraktionsvorsitzende der Ratsfraktion der CDU fordert, dass endlich bei den Göttinger Finanzen die Einnahmen und Ausgaben ins Gleichgewicht gebracht werden. Dazu fordert die CDU eine Grundsatzdebatte zu den städtischen Leistungen. Ohne eine solche Debatte befürchtet die CDU in Zukunft herbe Kürzungen bei den freiwilligen Leistungen. Zum Ende der Ratssitzung am 8. Mai, die den Nachtragshaushalt zum Thema hatte, bot die CDU-Fraktion dem Oberbürgermeister eine Zusammenarbeit an.
Gentechnikkennzeichnung Kartell des Schweigens brechen 12.05.2009 Die Verbraucherzentrale Niedersachsen e.V. weist darauf hin, dass laut aktuellen Umfragen dreiviertel aller Verbraucher bevorzugt Lebensmittel mit der Kennzeichnung "ohne Gentechnik" kaufen würden. Die Ignoranz der Handelsketten und Markenhersteller wird beklagt. Beispielhaft wird auf einige Markenmilchprodukte hingewiesen, die von Kühen stammt, die mit gentechnisch verändertem Futter gefüttert werden. Die Meldung enthält einen Hinweis auf eine Hersteller-Liste von Gentechnikfreien Lebensmitteln bei der Verbraucherzentrale Hamburg.
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Integrationsbeauftragte Beschluss unnötig, Mittel für Tätigkeit vorhanden 13.05.2009 Mit der Pressemeldung reagiert der Landkreis auf einen Antrag der SPD-Kreistagsfraktion, die im Finanzausschuss Mittel für die Integrationsbeauftragte einforderte. Nach Aussagen des Landrats wurden unter Beachtung der Hauptsatzung für die Stelle genügend Mittel zur Verfügung gestellt, damit die Beauftragte die Stelle ausfüllen kann.
Northeim 16.5. Planschen im Bergbad / Ernennung der Ortsbrandmeister 13.05.2009 Am 16. Mai öffnet das Bergbad in Northeim seine Pforten. Voraussichtlich bleibt das Bad bis zum 19. September geöffnet. Öffnungszeiten und Eintrittspreise sind die gleichen wie im letzten Jahr. In einer zweiten Meldung wurden die ernannten Ortsbrandmeister in Northeim bekannt gegeben. Als Stadtbrandmeister fungiert Henning Schmidt. In dem Rahmen der Feierlichkeiten dankte der Bürgermeister den Ehrenamtlichen Beamten für ihr langjähriges Engagement.
Fraktionssitzung 15.5. - SPD-Fraktion in Weender Festhalle 12.05.2009 Die Ratsfraktion der SPD hält ihre Fraktionssitzungen öffentlich oft dort ab, wo es Probleme mit Ansässigen zu besprechen gilt. Am Freitag dem 15. Mai trifft sich die SPD-Fraktion in der Festhalle Weende ab 16 Uhr. Interessierte Bürger sind herzlich eingeladen.
Event – Bursfelde 21.5. "Himmelfahrtskonzert " mit Händel-Werken 13.05.2009 Der Mündener Kulturring hat für den 21 Mai ab 16:00 Uhr in der Klosterkirche Bursfelde ein Klassikkonzert organisiert. Zu Aufführung kommt Händels „Messias“.
Müllabfuhr Verschiebung um einen Werktag 13.05.2009 Durch die Feiertage Christi Himmelfahrt 21. Mai und Pfingstmontag 1. Juni verschieben sich alle nachfolgenden Abfuhrtermine der Woche um einen Werktag, melden Göttinger Entsorgungsbetriebe in Ihrer Pressemeldung. Für die Gelben Säcke gilt in der Stadt Göttingen das gleiche Verfahren, wie der verlinkte Terminkalender beim Privaten Müllentsorger zeigt.
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