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Manipulation
FS-3 - erzwungene Selbstberaubung, dressierter Mörder, …

11.05.2009 In dem Fortsetzungssachbuch werden zwei Chroniken von mentaler Versklavung geschildert. Beide Fälle sind gerichtlich wie auch in der Literatur dokumentiert. Im Falle von Alice E wurde die Frau über Jahre suggestiv manipuliert und "ausgeraubt". Im zweiten Fall von Nielsen Palle, der einen IQ von 129 hatte, wird aufgezeigt, wie ein Krimineller sein Opfer bis zum hypnotisch kontrollierten Mörder dressiert. Am Beispiel von Palle wird das Grundmuster zu Spaltung in verschiedene Persönlichkeiten aufgezeigt, die jeweils in verschiedenen Erfahrungsebenen agieren.

 
Reporterbericht: Kontaktlink zu Dr. Hans Ulrich Gresch [ Homepage ] (- Diplom-Psychologe und promovierter Wirtschafts- und Sozialwissenschaftler.)
 

Fortsetzungs-Sachbuch von Dr. Hans Ulrich Gresch zum Thema mentale Versklavung – Teil 1: Die dunkle Seite der Hypnose - Alice E. und der falsche Arzt. Hypnose und Verbrechen

Der Gerichtspsychiater Ludwig Mayer1) schilderte in seinem 1937 erschienenen Buch "Das Verbrechen in Hypnose und seine Aufklärungsmethoden"2) die hypnotische Dressur der Alice E. durch einen Kriminellen namens Walter. Diese Dressur erstreckte sich insgesamt über einen Zeitraum von sieben Jahren. Frau E. war 24 Jahre alt, als ihr Walter, der sich als Arzt ausgab, zum erstenmal begegnete. Walter suggeriert Alice E. u. a. Krankheiten, die nur er "heilen" könne und die sonst unweigerlich zu einem qualvollen Tode führen würden. Die hypnotisch eingepflanzte Todesangst verleitet Frau E. dazu, sich viel Geld zu leihen und schließlich sogar zu stehlen, um die wachsende Geldgier des kriminellen Hypnotiseurs zu befriedigen. Durch Hypnose macht er Alice bewegungsunfähig, um ihren Widerstand zu brechen, wenn er mit ihr schlafen will. Er zwingt sie zur Prostitution und stiftet sie u. a. zum Mordversuch an ihrem Mann und zum Selbstmord an. Entsprechende Versuche misslingen nur aufgrund glücklicher Zufälle. Alice E. hatte keine inneren Hemmungen, die posthypnotischen Befehle in die Tat umzusetzen.

Mayer schreibt hierzu: "Die neuerlich zu Tage gekommene Vorgeschichte des Motorradunfalls – Mordversuch auf den Ehemann E. – bietet sehr interessante psychologische Hinweise auf die Veränderung der Kritik des Hypnotisanden." Walter hatte Alice E. mit Erfolg den posthypnotischen Befehl gegeben, die Bremsen am Motorrad ihres Ehemannes zu manipulieren. "Ein Teil der Autoren", fährt Mayer fort, "zu denen auch ich mich immer zählte, behauptet, dass selbst in der Tiefenhypnose immer ein Persönlichkeitsrest fortbestehe, der gewissermaßen über sämtlichen Vorgängen und Handlungen wache, so dass trotz strengster hypnotischer Dressur und suggestiv völlig veränderter Gedankengänge die moralische Persönlichkeit als solche nicht gänzlich ausgeschaltet sei. Dieser Ansicht muss auf Grund des hier vorliegenden Tatbestandes für Handlungen in Tiefenhypnose wohl doch bedingt widersprochen werden. Es zeigt sich nämlich, dass die Eigenkritik im Falle einer langwährenden Suggestionswirkung und hypnotischen Dressur doch vollständig in den Hintergrund gedrängt werden kann. Die Folge davon ist, dass eine weitgehende Bewusstseinsspaltung eintritt, ohne die alle hier geschilderten Folgen undenkbar wären."3)

Die Eigenkritik ist, in der Terminologie des Psychologen Kenneth S. Bowers, eine Funktion des Bewusstseins dritter Ordnung4), das durch die Hypnose ausgeschaltet wird. Alice E. war in der Lage, komplexe posthypnotische Befehle auszuführen. Ihre Intelligenz, ihre Fähigkeit zur Anpassung an ihre Umwelt waren durch die Bewusstseinskontrolle also keineswegs beeinträchtigt worden. Aber ein Teil ihrer Persönlichkeit, ein zweites Ich handelte zwar voll bewusst, aber ohne jedes Selbstbewusstsein. Auch fehlt unter dem Einfluss einer hypnotischen Bewusstseinskontrolle - die nicht mit einem oberflächlichen Trancezustand verwechselt werden darf - das Schuldbewusstsein; schließlich bedingen Schuld- und Selbstbewusstsein einander.

Als Frau E. die kriminellen posthypnotischen Befehle ausführte, hatte sich ihr Bewusstsein in zwei Ströme gespalten. Sie verübte die Taten nur im Bewusstsein erster und zweiter Ordnung; vor und nach den Taten war Frau E. zwar zum Bewusstsein dritter Ordnung in der Lage, war also selbstbewusst und zu Schuldgefühlen fähig, sie wusste aber nicht, dass sie die Taten begehen würde bzw. begangen hatte.

Wenn ein geschickter Hypnotiseur eine derartige Bewusstseinskontrolle bei einem geeigneten Individuum ausübt, so ist dieser Einfluss selbst für einen Fachmann schwer zu erkennen.5) Dennoch schöpft Frau E.s Ehemann schließlich Verdacht und wendet sich an die Polizei.

Dem Hypnose-Experten Mayer gelingt es in einer einzigartigen psychiatrischen Detektivarbeit, den hypnotischen Bann zu durchbrechen und die Wahrheit ans Licht zu bringen. Nach dreiwöchiger Prozessdauer wurden Walter und sein Komplize Bodmer am 13. Juni 1936 zu schweren Strafen verurteilt. Walter erhielt zehn Jahre Zuchthaus und fünf Jahre Ehrverlust, Bodmer 4 Jahre Zuchthaus und drei Jahre Ehrverlust. In der Urteilsbegründung wurde ausdrücklich festgestellt, dass die beiden Angeklagten in vollem Umfang überführt seien. Die Revisionen Walters und Bodmers wurden am 15. Januar 1937 vom Reichsgericht als offensichtlich unbegründet verworfen.6)

Ein gewissenloser Hypnotiseur, schreibt Mayer, könne "Umformungen der von ihm behandelten Persönlichkeit von einer solchen Tragweite vornehmen, dass selbst der beste Kenner der Materie immer von neuem wie vor einem Rätsel steht."7) Unter bestimmten Voraussetzungen könnten Verbrechen jeder Art an Hypnotisierten und mit Hilfe von Hypnotisierten begangen werden. Um sein Opfer in ein nützliches Werkzeug verwandeln zu können, müsse der Hypnotiseur zunächst die Fähigkeit des Hypnotisanden zur Kritik untergraben. Von ausschlaggebender Bedeutung sei eine hypnotische Dressur, die einen alle Gegenimpulse überwindenden Zwangsmechanismus großzüchtet.
"Sämtliche posthypnotischen Erscheinungen tragen das Merkmal des psychischen Zwanges", erläutert Mayer, "da der normale Wille pathologisch verändert ist. Der Aktivierungstrieb einer in Tiefenhypnose gesetzten Suggestion ist von dem kritischen Ich nicht mehr zu zügeln, da die Beauftragung als Idee immer wieder zum Vorschein kommt und sich allmählich zu Zwangsvorstellungen verdichtet. Anfänglich hat das Individuum vielleicht noch die Möglichkeit, sich über die Sinnlosigkeit seiner Impulse klar zu werden oder gegen seine Angstzustände anzukämpfen. Der fortwirkende Denkzwang wird sich aber gleich einem Schleier über die Kritikfähigkeit legen und alle Einwände zum Verstummen bringen."8)

Der Schlüsselbegriff ist "Zwangsvorstellung". Der Auftrag des Hypnotiseurs entwickelt sich zu einem "Denkzwang", der u. U. eine Zwangshandlung verursacht, die Umsetzung des Auftrags in die Realität.
Der entscheidende Affekt, der den Hypnotisanden zur Verwirklichung des fremdbestimmten Verbrechens zwinge, sei die Angst. Die Angst könne durch suggerierte Halluzinationen äußerst bedrohlichen Inhalts hervorgerufen werden. Die Ausführung der vom Hypnotiseur geforderten Tat sei dann der unbewusste Versuch des Hypnotisanden, sich von einer unerträglichen Spannung zu befreien. Dabei wird die Angst einem Persönlichkeitsteil eingepflanzt, der durch hypnotische Spaltung vom aktiven, bewussten Persönlichkeitsteil durch eine amnestische Barriere getrennt ist.

Der Täter verstärkt diese amnestische Barriere, die ohnehin für hypnotische Prozesse charakteristisch ist, durch besondere Suggestionen: "Sie werden sich an das und das Geschehen nur erinnern können, wenn sie ein bestimmtes Zeichen sehen!" Oder: "Sie werden sich nur erinnern können, wenn ich Ihnen ein bestimmtes Wort, eine bestimmte Schlüsselzahl nenne, die sie aber jetzt sofort wieder vergessen. Niemand außer mir weiß das Zeichen, das Wort – auch Sie selbst wissen es jetzt schon nicht mehr!"9)

Der verbrecherische Hypnotiseur verstärkt seine Befehle durch die Suggestion unerquicklicher Folgen bei Ungehorsam: "Sie werden sofort starke Kopfschmerzen oder sonstige unangenehme körperliche Erscheinungen verspüren, wenn sie nur den geringsten Versuch machen sollten, sich meinen Befehlen zu widersetzen. Tun sie es aber trotzdem, so wird ihr Gehirn völlig versagen. Sie werden wie irrsinnig – oder sie werden krank umfallen."10)

Der Täter schützt sich vor Entdeckung, indem er falsche Erinnerungen einpflanzt bzw. posthypnotische Aufträge zu Falschaussagen gibt. Der kriminelle Hypnotiseur kann seinem Opfer auch phantastische Überzeugungen suggerieren, die dann natürlich dessen Glaubwürdigkeit untergraben. Und selbstverständlich kann er dem Opfer auch befehlen, sich verrückt oder seltsam zu verhalten, sobald die unter Hypnose begangene Tat entdeckt wird. Damit soll den Strafverfolgungsbehörden suggeriert werden, dass die Tat Folge einer psychischen Störung sei.
Der Hypnotiseur kann auch Prozesse des Vergessens oder andere Störungen der Informationsverarbeitung programmieren. "Als ich ihm einmal vorhielt, ich würde alles erzählen", berichtete Alice E., "da sagte er ‚19-3-19-3’ und legte mir dabei die Finger in die Augenhöhlen; dann konnte ich nicht mehr denken."11)

Der Hypnotiseur muss natürlich verhindern, dass sein Opfer einen Psychiater oder Psychotherapeuten aufsucht, weil während einer derartigen Behandlung die hypnotischen Kontrollen möglicherweise entdeckt werden könnten. Einem anderen Opfer unethischer Hypnose, Candy Jones, suggerierte der Hypnotiseur Gilbert Jensen12), sie werde sehr nervös werden und Magenkrämpfe bekommen, wenn sie einen Psychiater aufsuche. Der Psychiater würde dann denken, sie sei verrückt.13)

Der wohl wichtigste Schutz vor Entdeckung besteht aber im sogenannten Versiegeln. Unter "Versiegeln" versteht man die Suggestion: "Es kann Sie außer mir niemand mehr hypnotisieren." Mitunter wird hinzugefügt: "Es sei denn, ich erlaube dies einer anderen Person". Dies ermöglicht die Weitergabe des Hypnotisanden an Komplizen des Hypnotiseurs.

Walter hatte also bei Frau E. absichtlich eine Persönlichkeitsspaltung hervorgerufen. Der Fall der Frau E. beweise, schreibt Mayer, dass ein und dieselbe Persönlichkeit "gleichzeitig und nebeneinander zwei völlig getrennte Willensgebiete, zwei Gedächtnisse, zwei Bewusstseinsebenen haben kann."14) Die gespaltene Persönlichkeit begehe bald in dem einen, bald in dem anderen Zustand alle möglichen Handlungen, wobei nur die mit dem jeweils aktiven Zustand verbundenen Handlungen bewusst seien. Werden derartige Spaltungen durch langdauernde hypnotische Einwirkungen absichtlich hervorgerufen, dann kann die Überwindung dieser Spaltung wie im Fall der Frau E. auf erhebliche Schwierigkeiten stoßen. Die Hypnose sei nämlich kein oberflächlich haftender Zustand, sondern rufe wesentliche Veränderungen im Denkprozess hervor. Mayer vergleicht die durch eine derartige Spaltungs-Hypnose hervorgerufenen geistigen Hemmungen mit körperlichen Lähmungen. Die hypnotischen Konditionierungen könnten nur durch beständiges Üben, niemals aber durch Hypnose beseitigt werden.

Der Schlüsselbegriff dieses Abschnitts ist die Persönlichkeitsspaltung. Die einfachste Form der Spaltung erzeugt nur zwei Zustände, nämlich einen Normalzustand (A) und einen hypnotisch kontrollierte Zustand (B). Das "Willensgebiet" des Zustands B ist durch Zwangsvorstellungen gekennzeichnet, zu denen sich die Aufträge des Hypnotiseurs verdichtet haben. Die Energie, die diese Zwangsvorstellungen aufrecht erhält und in Handlungen transformiert, ist eine hypnotisch erzeugte panische Angst.

Skeptiker könnten u. a. einwenden, dass Frau E. vermutlich ein labile oder gar psychisch gestörte Frau war – eine Frau also, die leicht zu beeinflussen war, so dass es der Hypnose u. U. gar nicht bedurft hätte. Mayer betont jedoch, dass Alice von keiner Seite (Lehrer Pfarrer, Ortsvorstand) als psychisch abnorm geschildert wurde. Er konnte auch keine Anzeichen der Hysterie entdecken. Sie versuchte auch niemals, die Hypnose als Entschuldigung für ihre Taten heranzuziehen: "Sie hat vielmehr die teilweise schwer kriminellen Verfehlungen freiwillig angegeben und ist dabei ohne jeden Zwang zur Anklägerin gegen sich selbst geworden."15)
Im Anschluss an die beiden Fallbeispiele (Alice E. und Palle Hardrup) werde ich mich ausführlich mit den Positionen der Skeptiker auseinandersetzen.

Fortsetzungs-Sachbuch von Dr. Hans Ulrich Gresch zum Thema mentale Versklavung – Teil 1: Die dunkle Seite der Hypnose - Ein "Yogi" mit Knarre. Bankraub und Mord unter hypnotischer Kontrolle

Ein ähnlich gelagerter Fall ereignete sich Ende der vierziger Jahre in Dänemark. Palles Hardrups Geschichte wurde von dem dänischen Arzt und Psychotherapeuten Paul J. Reiter in seinem Buch "Antisocial or Criminal Acts and Hypnosis, a Case Study"16) beschrieben. Es ist eine atemberaubende Geschichte. Doch nicht nur das. Zu recht betont der kanadische Psychiater Colin A. Ross, dass Reiters Buch als Manual zur Erzeugung künstlicher multipler Persönlichkeiten verwendet werden könnte.17) Die Systematik und Psycho-Logik der Bewusstseinskontrolle durch absichtliche Persönlichkeitsspaltung wird im Fall Palle Hardrups noch deutlicher wird als am zuvor geschilderten Beispiel der Frau E.

Im Frühling 1947 begegnete der dänische Werkzeugmacher Palle Hardrup einem Mann, Björn Schouw Nielsen, der sein weiteres Schicksal bestimmen, ihn zu kriminellen Handlungen, ja, zu Morden verleiten, seine Persönlichkeit spalten und schließlich zerstören sollte. Die beiden Männer trafen sich im Staatsgefängnis von Horsens in Dänemark, wo sie beide langjährige Haftstrafen verbüßten. Beide waren wegen ihrer Kollaboration mit den Nazis während der deutschen Besatzung im zweiten Weltkrieg verurteilt worden.
Palle Hardrup war ein junger, naiver Idealist, Antikommunist und Nationalist, durch dessen Kollaboration kein Mitbürger unmittelbar zu Schaden kam.
Nielsen jedoch war ein notorischer Straftäter, der auch zuvor schon wegen unpolitischer Delikte zu Gefängnisstrafen verurteilt worden war. Nielsen hatte einen Landmann, der im Widerstand aktiv war, an die Nazis verraten und Geschäftsleute erpresst.
Hardrup war gerade 17, als er sich mit den Nazis einließ. Als er Nielsen zum erstenmal begegnete, war er 23. Der wesentlich ältere Nielsen, ein Soziopath und Self-Made-Man, war ein mit allen Wassern gewaschener Krimineller und, wie viele Soziopathen, ein psychologisches Naturtalent. Obwohl er es meisterlich verstand, Palles Persönlichkeit mit den Mitteln der Hypnose zu spalten, hatte er, soweit sich dies rekonstruieren lässt, keine entsprechende Ausbildung erhalten. Aber er hatte einen untrüglichen Instinkt für die Schwachpunkte einer naiven, schwärmerischen jungen Persönlichkeit, die ihm während der gemeinsamen Haftzeit von 18 Monaten ausgeliefert war. Und Palle Hardrup gehörte zu den jenen Menschen, die in sehr tiefe Trancezustände versetzt werden können, er war "somnambul", ein "hypnotischer Virtuoso".

Mit sicherem Instinkt hatte Nielsen erkannt, dass Hardrup nicht nur die Fähigkeit zum Somnambulismus besaß, sondern dass er zu jenen "hypnotischen Virtuosos" zählte, bei denen ein fremder Wille vollständig an die Stelle des eigenen treten kann.
In den ersten Wochen und Monaten seines Gefängnisaufenthaltes fühlte sich Palle leer, hoffnungslos und depressiv verstimmt. Bevor er das erstemal persönlich mit Nielsen in Kontakt trat, hatte er Gelegenheit, ihn aus der Ferne zu beobachten. Dieser Mann faszinierte ihn. Er fühlte sich angezogen und abgestoßen zugleich. Nielsen behandelte seine Mitgefangenen mit unverfrorener Dominanz; es schien ihm völlig gleichgültig zu sein, was diese von ihm dachten. Durch Zufall ergab es sich, dass Hardrup und Nielsen in der Gefängniswerkstatt zusammenarbeiten mussten. Nielsen verstand es, sich den Anschein des Wissens über jene Themen zu geben, die Palle brennend interessierten: Religion, Mystizismus und Okkultismus. Schon am ersten Tag ihrer Zusammenarbeit in der Werkstatt fesselte Nielsen Palle mit interessanten Geschichten und Informationen über indische Religionen, Yoga und suggestive Techniken, durch die man von äußeren Umständen völlig unabhängig werden könnte. Durch diese geheimnisvollen Praktiken könne man einen Zustand der Gelassenheit und Gleichmut erreichen und persönliche Vollkommenheit anstreben.

Sogleich begann Nielsen, mit hypnotischen Techniken zu experimentieren. So suggerierte er Palle, dass dieser seine gefalteten Hände nicht mehr voneinander lösen könne. Um Hardrup das Gefühl der Gleichwertigkeit zu geben, erlaubte er ihm, diese Technik auch bei ihm, Nielsen, anzuwenden, was scheinbar gelang. Nun war Palle Hardrup natürlich Feuer und Flamme. Sein "Erfolg" verlieh ihm Selbstvertrauen und so wollte er sich in derartigen geheimen Künsten vervollkommnen. Nielsen hatte daher auch keine Mühe, Palle davon zu überzeugen, dass sie eine Zelle miteinander teilen sollten. Palle solle die Gefängnisleitung darum bitten. Diese stimmte zu, und nun stürzte sich Palle mit Herz und Seele in die Arbeit mit den geheimnisvollen Methoden der Yogis.

Der wortgewaltige Nielsen gewann schnell das Vertrauen des jungen Mannes und überwand Palles ursprüngliche Skepsis gegenüber seiner Person. Nielsen sprach über Seelenwanderung und Wiedergeburt, über die Religionen des alten Indiens und die Systeme der Philosophie und gab damit Palles tristem Leben im Gefängnis Glanz und neuen Sinn.
Durch Seelenwanderung könne der Mensch, erklärte Nielsen, immer höhere Stufen der Vollkommenheit erreichen. Die höchste Ziel sei ein Zustand der Identität mit dem göttlichen kosmischen Prinzip. In diesem Zustand sei die direkte und unmittelbare Kommunikation mit Gott möglich. Dieser Zustand äußerster Vollkommenheit würde von den Yogis "Samadhi" genannt.

Geschickt streute Nielsen angebliche persönliche Erfahrungen mit dem Okkulten in seine Erzählungen ein und behauptete, diese einst als Hausmeister und Diener eines Mitglieds der "Society for Psychical Research" (SPR)18) gesammelt zu haben. Nielsen phantastische Erzählungen dauerten mitunter Stunden. Wir wissen nicht, woher sein Vokabular bezog. Es ist unwahrscheinlich, dass er tatsächlich durch die seriöse, wissenschaftlich forschende SPR beeinflusst wurde.

Auffällig jedoch ist eine zumindest oberflächliche Ähnlichkeit seines "Systems" mit den Betrachtungen Carl Kellners über die Beziehungen zwischen Yoga und Hypnose.19) Der Fabrikant Kellner (1850-1905) war einer der Begründer des heute noch existierenden sexualmagischen Ordens "Ordo Templis Orientis" (O.T.O). Zu den führenden Mitgliedern des O.T.O. gehörte auch der berüchtigte Okkultist Aleister Crowley.20) Es ist kaum denkbar, dass der ungebildete Nielsen seine Methoden und Ideen völlig eigenständig selbst erfunden hat, und es mag sein, dass er sie aus dem Dunstkreis des Okkultismus bezog.
Es wäre aber beim gegebenen Erkenntnisstand völlig spekulativ, ihm Verbindungen zum O.T.O. oder ähnlichen Gruppen zu unterstellen. Schließlich müssen wir ja das "System" Nielsens aus den Erinnerungen Palle Hardrups rekonstruieren. Es ist natürlich nicht auszuschließen, dass Palle die Methoden und Ideen des Hypno-Kriminellen nur unvollständig und verzerrt in Erinnerung behalten hat. Es muss also offen bleiben, woher Nielsen, der keine höhere Schulbildung oder Berufsausbildung besaß, seine hypnotischen Kenntnisse und Fähigkeiten hatte. Es ist natürlich denkbar, dass diese, wie auch seine okkultistischen Ideen, die Frucht eines intensiven Selbststudiums waren. Ob dies allerdings, angesichts seines psychopathischen Charakters, sehr wahrscheinlich ist, bleibt dahingestellt.

Festzuhalten bleibt:


  • Nielsen weckt die Aufmerksamkeit und erschleicht das Vertrauen Hardrups, indem er dessen Interesse am Okkultismus befriedigt und Glanz in die Tristesse des Gefängnisaufenthaltes bringt.
  • Nielsen pflanzt Palle ein Referenzsystem ein, das seinen Ausführungen und Aktionen Sinn verleiht: die geheimnisvolle Lehre der Yogis.
  • Diese beiden Maßnahmen sind das "Vorspiel" zu den direkten Methoden der Bewusstseinskontrolle, die wir bereits im vorigen Kapitel über Alice E. kennen gelernt haben. Ich wiederhole die entscheidenden Sätze aus diesem Abschnitt: Die einfachste Form der Persönlichkeitsspaltung erzeugt nur zwei Zustände, nämlich einen Normalzustand (A) und einen hypnotisch kontrollierte Zustand (B). Das "Willensgebiet" des Zustands B ist durch Zwangsvorstellungen gekennzeichnet, zu denen sich die Aufträge des Hypnotiseurs verdichtet haben. Die Energie, die diese Zwangsvorstellungen aufrecht erhält und in Handlungen transformiert, ist eine hypnotisch erzeugte panische Angst.

Doch zurück zu den Ereignissen im Gefängnis: Nielsen malte den Knastalltag und das Verhalten der Wärter in den schwärzesten Farben und erzählte Palle im gleichen Atemzug, welche übernatürlichen Fähigkeiten die Yogis erworben hätten. Sie könnten sich in Luft auflösen, durch Wände gehen und mit den höheren Sphären des Universums in Kontakt treten. Diese Fähigkeiten seien das Ergebnis eines unermüdlichen Trainings.

Es gelang Nielsen, Palle Hardrup von seinem überlegenen Wissen über das Okkulte zu überzeugen – und kaum hatten sie die gemeinsame Zelle bezogen, begannen sie auch schon mit dem Yoga-Training – bzw. mit dem, was Palle dafür hielt. In Wirklichkeit nämlich handelte es sich um verdeckte Hypnose.

Nielsen verwendete niemals den Begriff "Hypnose" oder andere, damit verbundene Begriffe. Er sprach vielmehr von "Konzentrationen" und "magnetischen Streichen" und gebrauchte grundsätzlich vage okkulte Begriffe. Er behauptete, dass Palle mit seiner Hilfe die yogische Vollkommenheit innerhalb von Wochen erlangen könne, wenn er sich bereitwillig seinen Anweisungen füge. Ohne seine Hilfe jedoch würde er Jahre benötigen, um zu demselben Ziel zu gelangen.

Innerhalb kürzester Zeit hatte Nielsen sein Opfer in einen tiefen somnambulen Zustand versetzt und Palle dazu gebracht, Nielsens Willen als seinen eigenen Willen zu akzeptieren. Der Hypnose-Verbrecher verbrämte diesen hypnotischen Prozess in mystischer Sprache als Übertragung einer geheimnisvollen "Prana-Energie". Nielsen suggerierte Palle, er solle jeden Gedanken aus seinem Geist vertreiben, damit die Prana-Energie ungehindert in ihn einströmen könne.

Nach diesen einleitenden Manipulationen begann Nielsen, mit seiner höchst kriminellen Variante des Kundalini-Yoga zu experimentieren. Soweit sich dies aus den Erinnerungen Palles rekonstruieren lässt, hatte diese Variante mit dem indischen Original hatte außer dem Namen und einigen oberflächlichen Ideen wenig gemein. In der Yoga-Lehre gilt die Kundalini-Kraft als die universelle Lebensenergie des Weltäthers (Shakti). In ihrer statistischen Form ist die Kundalini-Kraft in einem Energiezentrum (Muladhara-Chakra) des menschlichen Ätherleibs konzentriert. Durch Kundalini-Yoga nun soll diese Energie dynamisiert werden. Es gilt, sie in Form eines feinstofflichen Nervenstroms (Prana) durch alle anderen Chakras bis zum Scheitelpunkt, dem ‚tausendblättrigen Lotus’ zu leiten. Dadurch sollen die spirituellen Sinne des Menschen erweckt und die Einheitlichkeit des Bewusstseins auf allen Ebenen hergestellt werden21).

Im Gegensatz dazu ging es Nielsen darum, Palle durch hypnotisch induzierte Ekstasen vollständig von Nielsen abhängig zu machen. In tiefer yogischer Versenkung sollte sich Palle vorstellen, wie eine magisch glühende, weiße Flamme sein Rückenmark umzüngelt. Im Lauf einer Woche erlebte Palle, wie er sich zunehmend aus der grauen Welt des Alltags löste und in ein Reich des reinen Lichts und übernatürlicher Klarheit eintrat. Darüber war Palle ebenso entzückt wie Nielsen, der behauptete, dies von Zeit zu Zeit selbst zu erleben.

Am Rande und im Bewusstsein möglicher Bedeutungslosigkeit dieses Hinweises sei erwähnt, dass die Ideenwelt des Kundalini-Yoga auch im O.T.O. eine wesentliche Rolle spielt.

In den folgenden hypnotischen Übungen vertiefte Nielsen Palles Gefühl der Ablösung von der materiellen Welt durch entsprechende Suggestionen. In der Folge entfernte sich Hardrup immer stärker von seinen Mitgefangenen, die im wie kleine Kinder erschienen, während er in Höheren Sphären weilte. Palle Hardrup befand sich nun unausgesetzt in einem Trancezustand, Tag und Nacht, da Nielsen die Hypnose nicht mehr formal beendete. So bereitete der Hypnoseverbrecher die Persönlichkeitsspaltung Palle Hardrups vor, die Spaltung zwischen dem entrückten Yogi und dem Alltagsmenschen, der körperlich an die materielle Realität gebunden ist.

Nun war Palle Hardrup soweit fortgeschritten, dass Nielsen den entscheidenden Schritt wagen konnte, nämlich die Einpflanzung einer Kontrollinstanz in die Psyche seines Opfers. Wieder einmal forderte er Palle auf, ihn, Nielsen, zu hypnotisieren. Dies "gelang" Palle natürlich mühelos. In der angeblichen Trance sprach Nielsen nun wie ein spiritistisches Medium, das einem körperlosen Wesen seine Stimme leiht: "Ich bin dein Schutzgeist. Du glaubst, was mit dir geschah, sei ein großes Unglück. Doch das ist nicht der Fall. All dies sollte dich stärken und dich prüfen, damit du die Mission erfüllen kannst, die zu verwirklichen dein Schicksal ist."

Von nun an stand dieser Schutzgeist im Zentrum der weiteren hypnotischen Übungen. Palle war zutiefst davon überzeugt, was der Schutzengel ihm offenbarte. Nielsen suggerierte ihm, dass er, Nielsen, nicht mehr in Trance gehen müsse, damit Palle durch ihn, Nielsen, mit seinem Schutzgeist sprechen könne, der kurz "X" genannt wurde. In den Augen Palles wurde Nielsen so zu einem bloßen Sprachrohr des Schutzgeistes X. Niesen und X wurden also identisch, wenn der Geist mit Nielsens Zunge sprach.

Und schnell wurde "X" zu einem Signal, das Palle sofort in einen tiefen somnambulen Zustand versetzte. Sobald dieses Signal ausgesprochen wurde, fühlte sich Palle in eine Höhere Sphäre entrückt und glaubte, in direktem Kontakt mit einer mächtigen, übernatürlichen Wesenheit zu stehen.

Der Kriminelle hatte also die Persönlichkeit Palles gespalten und die Yogi-Spaltpersönlichkeit – vermittelt über X – vollständig von sich abhängig gemacht. Dies ist das Grundmuster jeder Bewusstseinskontrolle durch absichtliche Persönlichkeitsspaltung. Die Basis ist eine Zweiteilung. Ein Persönlichkeitsfragment (A) kann durch einen Schlüsselreiz hervorgerufen werden. Es steht unter der vollständigen Kontrolle durch den Hypnotiseur. Ein weiteres Persönlichkeitsfragment (B) ist im Alltag des Opfers aktiv und wird (meist) aus dem Unbewussten durch (A) gesteuert. In den raffinierteren Systemen der Bewusstseinskontrolle wird diese grundlegende, duale Spaltung zu einer komplexen, multiplen Persönlichkeitsstruktur mit zahllosen Alternativpersönlichkeiten ausgebaut.
Offenbar aber reichten Nielsens Fähigkeiten und Kenntnisse nicht aus, um mehr als nur die Grundlagen der Bewusstseinskontrolle durch Persönlichkeitsspaltung zu realisieren. Dies sollte ihm zum Verhängnis werden.

Halten wir also eine weitere zentrale Erkenntnis zur Bewusstseinskontrolle durch Persönlichkeitsspaltung fest: Die hypnotisch erzeugten Pseudopersönlichkeiten können vom Hypnotiseur (oder einer eingeweihten Vertrauensperson) durch Schlüsselreize hervorgerufen werden.

Palles hypnotische Empfänglichkeit hatte nunmehr einen ersten Höhepunkt erreicht. Nielsen verstärkte seinen Einfluss noch dadurch, dass er Palle von allen anderen Einflüssen abschirmte. Und so suggerierte er ihm (nun natürlich als Sprachrohr von X), sich von seinen Mitgefangenen vollständig zu isolieren. Außerdem müsse er auch die Liebe zu seinen Eltern überwinden. Die Liebe zu den Eltern sei nichts weiter als ein animalischer Instinkt, die für die Menschheit in jener niedrigen Sphäre notwendig sei, in der sich Palle zur Zeit noch befinde. Doch er müsse diese niedrige Sphäre hinter sich lassen. Schließlich sei er ein Yogi, der sich ausschließlich auf X konzentrieren müsse und sich durch den schnöden Kontakt mit den kindlichen Weltmenschen nicht ablenken dürfe. Schon bald fühlte sich Palle selbst wie ein Schutzgeist, der in eine Höhere Sphäre gehörte und auf die Welt gekommen war, um die Menschheit zu retten.

Um diese Phase der mentalen Versklavung Palles abzuschließen, suggerierte er seinem Opfer, dass er mit niemandem über X sprechen dürfe, sonst würde sich der Schutzgeist sofort zurückziehen. Und damit sei dann seine letzte Chance verspielt, Samadhi zu erreichen. Er sei nämlich in einem früheren Leben ein Yogi in Indien gewesen, der kurz vor diesem Ziel scheiterte. Und so sei er in Europa wiedergeboren worden und habe hier eine zweite Chance erhalten. Wenn er noch einmal scheitere, bedeute dies jedoch unwiderruflich die ewige Verdammnis. Diesem Schicksal könne er nur entgehen, wenn er seine Mission erfülle, die ihm X nun schrittweise enthüllen werde. Diese Mission bestand darin, in Skandinavien eine ideale menschliche Gesellschaft zu begründen. Um diese Aufgabe erfüllen könne, müsse er sich von allen materiellen Bindungen befreien, vor allem von seiner Bindung an Eigentum.
Und so befahl der Schutzgeist X Palle Hardrup, Nielsen seine Uhr und sein Akkordeon zu schenken. Palle entschied sich für Samadhi und gegen die ewige Verdammnis und befolgte den Befehl des Schutzgeistes. Wie Walter im Fall der Frau E. versucht auch Nielsen, die Unterwerfung Palles unter seinen Willen durch suggerierte Ängste abzusichern.

Indem er Palle zu Geschenken zwang, befriedigte der kriminelle Hypnotiseur nicht nur materielle Interessen, sondern er testete auch, wie weit die mentale Versklavung Palles bereits fortgeschritten war.

Die soziale Isolation Palles stand ebenso wie die Loslösung von allen materiellen Bindungen im Dienst einer fundamentalen Persönlichkeitsspaltung. Nielsen suggerierte ihm, dass sein Geist völlig unabhängig von den Bedingungen des Gefängnisses sei. Sein Geist sei völlig frei. Gefangen sei nur sein Körper, doch dieser gehöre in die materielle Welt, von der sich Palle nun vollständig zu lösen begann. Daher sei auch die Sexualität völlig irrelevant für ihn. Jeder Gedanke an sexuelle Beziehungen zu einer Frau müssten demgemäß als spiritueller Rückfall betrachtet werden. Nur wenn X ein sexuelles Interesse an einer bestimmten Frau anordne, sei dies im Interesse seiner Höheren Ziele und Palle müsse diesem Befehl bedingungslos Folge leisten.

Die suggerierte soziale Isolation ist jedoch auch noch aus einem weiteren Grund eine wesentliche Voraussetzung hypnotischer Bewusstseinskontrolle. Durch die soziale Isolation werden nicht nur die Fremdeinflüsse auf das Opfer unethischer Hypnose vermindert. Sie stellt auch sicher, dass sich kein Außenstehender vertieft mit dem Leben und den Handlungen des Hypnotisanden auseinandersetzt. Um die soziale Isolation sicherzustellen, werden den Betroffenen negative Gefühle gegenüber seinen Mitmenschen eingepflanzt. Candy Jones, ein mutmaßliches Opfer von Mind-Control-Experimenten der CIA, erhielt zum Beispiel ein regelrechtes hypnotisches Training, ihre Mitmenschen zu hassen und den Kontakt mit ihnen nach Möglichkeit zu vermeiden.22)

Nachdem Nielsen Palle auf beschriebenem Wege von allen irdischen Bindungen "befreit" hatte, begann er, Palles konventionelle Moral zu untergraben. An die Stelle der allgemein akzeptierten Moral sollte die Moral der Höheren Sphären treten, die durch X verkündet wurde. Alles gehöre Gott, hämmerte X (also Nielsen) Palle ein, und nur der Wille Gottes zähle. Zunächst dressierte er Palle in hypnotischen Seáncen, Geld zu stehlen. Er sollte das Geld im Einklang mit den Gesetzen der Höheren Sphären an sich nehmen, um damit die Menschheit zu retten, so wie es seiner Mission entsprach. Dabei solle sich Palle wie ein Vater fühlen, der, von zärtlicher Liebe erfüllt, seinem Kind einen scharfkantigen Gegenstand wegnimmt, damit es sich nicht daran schneide.

Nach diesen ersten, imaginativen Übungen, in denen es um kleinere Geldbeträge ging, schritt Nielsen zügig voran: In seiner Phantasie brach Palle in Häuser ein, knackte Safes und beging schließlich auch Morde. Opfer dieser imaginativen Morde waren willkürlich ausgesuchte Personen. Palle erlebte diese Morde so, als ob sie tatsächlich geschahen. Er erkannte, wie lächerlich einfach dies war. Es war völlig unbedeutend. Die Befehle von X bedeuteten alles für ihn, und sein Körper fühlte nichts. Er war vollkommen frei. Er schoss wieder und wieder. Er wusste, dass für einen Yogi alles möglich war. Sein ganzer Geist war auf Samadhi und auf seine Mission gerichtet.

Das hypnotische Mordtraining gipfelte in einem imaginierten Muttermord. Diese Tat wurde dabei in einen Akt göttlicher Liebe umgedeutet. Der Mord wurde in zahllosen Sitzungen immer wieder durchgespielt. Nielsen bediente sich hier eines Verfahrens, dass heute "Mentales Training" genannt wird. Es wird häufig mit der Welt des Sports verbunden, eignet sich aber generell nicht nur "zum Training komplizierter Bewegungen durch gedankliches Vergegenwärtigen ihrer Durchführung", sondern "es betrifft ebenso die psychosoziale Vorbereitung bedeutsamer Ereignisse und schwieriger Situationen."23) Durch die Verbindung des Mentalen Trainings mit Hypnose kann die Effizienz noch gesteigert werden.24)

Wir haben also drei weitere wesentliche Elemente der Bewusstseinskontrolle durch Persönlichkeitsspaltung kennen gelernt, nämlich:

  • die soziale Isolation
    • x
    die Loslösung von materiellen Bindungen und
  • die Untergrabung der konventionellen Moral.
Die Untergrabung der konventionellen Moral hat nicht nur den Sinn, die Bereitschaft des Opfers zu kriminellen Akten im ausschließlichen Interesse des Täters zu erhöhen. Es geht vor allem auch darum, eine innere Steuerungsinstanz – die Moral – die nicht unter der Kontrolle des Hypnotiseurs steht, auszuschalten. In fortgeschrittenen Systemen der Bewusstseinskontrolle wird im übrigen nicht nur jede Moral, sondern darüber hinaus jede politische Überzeugung und selbstverständlich auch jedes Glaubensbekenntnis ausgemerzt. An die Stelle der Ideologien des Opfers treten die Referenzsysteme der Täter. Die Opfer werden konditioniert, sich völlig unkritisch und unreflektiert im Sinne dieser Referenzsysteme zu verhalten.

Inzwischen waren rund sechs Monate seit Beginn des Yoga-Trainings im Staatsgefängnis verstrichen. Nun folgte eine Zeit der beständigen Wiederholung des bisher Gelernten. Zugleich aber begann Nielsen, Palles Zeitgefühl zu manipulieren. Er hämmerte ihm ein, dass es für einen Yogi eigentlich keine Zeit gäbe, da sein wahres Selbst in der Ewigkeit existiere. Palle müsse sich ausschließlich auf die Befehle von X konzentrieren. Wann diese erteilt würden und wie lange deren Verwirklichung dauere, sei völlig bedeutungslos. Nielsen verstärkte also die für den hypnotischen Zustand ohnehin charakteristische Zeitverzerrung.25) Dieses Training des "Zeitverlusts" hatte zur Folge, dass sich Palle an die folgende Zeit später nur noch so erinnern konnte, als habe davon in einem Buch gelesen. Er beschrieb seine Erlebnisse in dieser Zeit wie folgt: "Es waren alles ‚Konzentrationen’, aber ‚Konzentrationen’, für die niemand verantwortlich ist, wenn Sie verstehen, was ich meine." Nielsen pflanzte seine Suggestionen auf diese Weise in das zeitlose Unbewusste Palles ein.
Überdies dient die suggerierte Zeitlosigkeit der Identitätszerstörung. Die Identität organisiert sich in der Zeit. Sie ist eine Sammlung von Geschichten, deren Hauptakteur das Ich ist. Daher erinnert sich Palle an "Konzentrationen", für die niemand verantwortlich war, die also keinem Ich zugeordnet werden können. Palles Ich hatte sich nämlich in der Zeitlosigkeit verflüchtigt. Die suggerierte Zeitlosigkeit ist also ein weiteres notwendiges Element der Bewusstseinskontrolle durch Persönlichkeitsspaltung.

Palle durchlebte nun künstliche, durch Hypnose hervorgerufene psychotische Zustände. Er erlebte Höhepunkte ekstatischer Verzückung in weitgehender Isolation. Auch Halluzinationen stellten sich ein; und während dieser Halluzinationen sprach X zu ihm – außerhalb der üblichen hypnotischen Sitzungen und wenn Palle allein war. Er fühlte, dass er völlig vom göttlichen Licht erfüllt war und in ihm lebte. Alles andere war verschwunden: die Eltern, das Gefängnis, die Mitgefangenen. X sprach: "Du bist absolut frei. Du wirst deine Aufgaben erfüllen. Ich weiß, dass du erfolgreich sein wirst. Du weißt, dass du einer Höheren Sphäre angehörst. Du wirst mich nicht enttäuschen."

Es war Nielsen also gelungen, seinen eigenen Willen, in Form des Schutzgeistes X, in Palles Geist einzupflanzen. Nielsen strukturierte also mit den Mitteln der Bewusstseinskontrolle einen gegenläufigen Prozess in Palles Psyche. Die Psychoanalyse bezeichnet diese Dynamik der Gegensätze als Introjektion und Projektion. Palle introjizierte den Schutzgeist X als Inbegriff alles Guten und einer hoffnungsvollen Zukunft. Das Böse und die finstere Vergangenheit aber wurden auf das Gefängnissystem, die Wärter, die Mitgefangenen projiziert. Wir finden diesen Mechanismus der Bewusstseinskontrolle im übrigen bei fast allen Sekten und Religionen – mehr oder weniger stark ausgeprägt.

Um seinen Erfolg abzusichern, befahl Nielsen seinem Opfer (als Sprachrohr des Schutzgeistes): "Erlaube niemandem, dich zu hypnotisieren. Alles ist verloren, wenn dies geschieht. Du wirst der ewigen Verdammnis anheimfallen, wenn dies geschehen sollte. Du wirst immer den Kontakt zu Nielsen halten, unter allen Umständen. Wenn du entlassen wirst, suche sofort den Kontakt mit Nielsen. Das ist ungeheuer wichtig!" Wie Walter "versiegelte" also auch Nielsen sein Opfer. "Versiegelungen" sind ein untrügliches Anzeichen dafür, dass der Hypnotiseur unlautere oder gar kriminelle Motive verfolgt. Sie sind überdies ein notwendiges Element der Bewusstseinskontrolle durch Persönlichkeitsspaltung.

Nunmehr konnte sich Nielsen den konkreteren Aspekten seines Vorhabens zuwenden. Er entwickelte den Plan, Hardrup solle aus dem Gefängnis ausbrechen, um "kämpfende Einheiten" aufzubauen. Diese sollten im Untergrund für die neue Gesellschaft in einem vereinigten Skandinavien arbeiten. Sobald Nielsen aus dem Gefängnis entlassen würde, sollte Palle ihm diese Einheiten mit allen Ressourcen unterstellen. Dann werde Palle neue Anweisungen von X erhalten.
Für den Fall einer Trennung wurde ein Geheimcode vereinbart, mit dem Nielsen unauffällig mit Palle Kontakt aufnehmen könne: XH2O. Diese Codes werden als "Trigger" bezeichnet. Trigger lösen die Realisierung posthypnotischer Befehle (Programme) aus. Durch Hypno-Konditionierung stellen die Täter sicher, dass die Opfer wie Roboter vorher festgelegte Aufgaben bewältigen, wenn sie die vereinbarten Trigger wahrnehmen.

In dieser Phase erlebte Palle immer wieder Halluzinationen. X sprach zu ihm in einer liebenden, warmen Stimme und wiederholte beständig alle Suggestionen, die Nielsen seinem Opfer in den letzten Monaten eingepflanzt hatte. Kurz nachdem Nielsen in ein anderes Gefängnis verlegt worden war, erhielt Palle einen Brief mit dem Code: XH2O. Nun arbeitete Palle wie besessen an einem Plan, aus dem Gefängnis auszubrechen. Und es gelang ihm tatsächlich, diese Absicht zu verwirklichen. Während er seinen Plan ausführte, befand er sich gleichzeitig in einem Zustand gespannter Erregung und "göttlicher" Ruhe.

Es gelang ihm, nach Hamburg zu entkommen. Dort "begegnete" ihm sein Schutzgeist X. Der Schutzgeist forderte Palle auf, seine Mission zu erfüllen, die darin bestand, den Norden zu vereinen. Er sprach mit einer tiefen, maskulinen Stimme, die Wärme und Liebe ausstrahlte. Dann verschwand er wieder im Nichts. Palle gehorchte, und kaum hatte er die dänische Grenze überquert, wurde er verhaftet und wieder eingesperrt. Obwohl ihm X versprochen hatte, dass er nicht scheitern könne, war alles schiefgegangen. Zunächst plante Palle einen zweiten Ausbruchsversuch, doch dann gelangte er zu der Überzeugung, dass es sich um eine Art Test gehandelt habe. Die Höheren Mächte wollten seinen Gehorsam und seine Beharrlichkeit überprüfen.

Einige Zeit später teilte ihm der Gefängnisdirektor überraschend mit, dass er begnadigt worden sei. Nun war Palle davon überzeugt, dass alle Widrigkeiten der Vergangenheit in der Tat nur Tests waren und dass Gott ihm nun endlich den Marschbefehl gegeben habe. Er wähnte sich – nach all den bestandenen Prüfungen – auf dem Höhepunkt seiner Macht und glaubte, alle Schwierigkeiten mit seinen voll entwickelten spirituellen Kräften meistern zu können. Sofort trat er in Kontakt mit Nielsen, der inzwischen ebenfalls aus der Haft entlassen worden war. Nielsen nahm sofort das hypnotische Training mit Palle wieder auf. Die Themen lauteten wie üblich: "Loslösung von der materiellen Welt", "soziale Isolation", "Bedeutungslosigkeit der Zeit", "Diebstahl, Einbruch, Plünderung und Mord".

Nielsen begann, Palle finanziell auszusaugen. Hardrup hatte ein Sparbuch von seinem Vater geschenkt bekommen. Er hob das Geld ab und gab es Nielsen, der damit natürlich in Sinne der gemeinsamen höheren Ziele zu wirken versprach. Als das Geld aufgebraucht war, lieh sich Palle, dazu von Nielsen aufgefordert, Geld von seinem Bruder.

Immer wenn Palle mit sich allein war, führte er innere Zwiegespräche mit seinem Schutzgeist X. Sein gesamtes Leben bezog er auf die höheren Sphären. Sein Gefühl der Omnipotenz wuchs ins Unermessliche. X befahl Palle, sich einen Job zu suchen, den er auch fand. Nielsen suggerierte ihm, dass er sich in der neuen Beschäftigung nach Art der Yogis 100%ige Leistung zeigen müsse. Folgsam arbeitete Palle wie ein Pferd in der Fabrik, machte zahllose Überstunden und verdiente gutes Geld. Allerdings erwarb er das Geld nicht für sich, sondern stellte den größten Teil in den Dienst der höheren Mission. Er übergab das Geld seinem Schutzgeist X, der in der materiellen Welt durch Nielsen vertreten wurde. X war dermaßen unersättlich, dass Palle oftmals noch nicht einmal das Fahrgeld für den Weg zur Arbeit hatte und seine Eltern bzw. seinen Bruder darum bitten musste.

In dieser Zeit begann X, sich vor einer russischen Invasion zu fürchten. Um dieser zu begegnen, musste Palle sich eine Pistole besorgen. Nun wurden auch die hypnotischen Sitzungen intensiviert, in denen in Gedanken ein Raubüberfall geprobt wurde. Überdies hatte X beschlossen, dass Palle heiraten möge, und Nielsen gebeten, ihm die entsprechende Frau zuzuführen. Die Zukünftige war Nielsen persönlich bekannt, da sie zuvor mit einem Schwager des Hypno-Gangsters verlobt gewesen war.
Unter hypnotischem Zwang heiratete Hardrup diese Frau, innerlich heftig widerstrebend, da er sie nicht wirklich liebte. Nielsen hatte ihm suggeriert, diese Frau zu "lieben" – und diese Suggestion war stärker als die verschütteten echten Gefühle. Nielsen befahl Palle im Auftrag von X, sich von dieser Frau, kurz nachdem sie miteinander bekannt geworden waren, eine größere Summe Geld zu leihen, die Hardrup selbstverständlich X zu geben hatte, dessen Stellvertreter auf Erden nun einmal der kriminelle Hypnotiseur war. Doch nicht genug damit: Nielsen forderte auch das Recht, vor der Heirat mit Palles zukünftiger Frau zu schlafen. Er brachte ihn tatsächlich dazu, seine Verlobte zu erpressen: Wenn sie nicht mit Nielsen schlafe, dann sei es aus mit ihnen. Mit Nielsen ins Bett zu gehen, sei ein Beweis ihrer Liebe zu Palle. Das Mädchen gab schließlich nach.

Nach der Heirat verbrachte Palle mehr Zeit mit Nielsen als mit seiner Frau. Palle erklärte der frisch Vermählten dies, einem Rat Nielsens folgend, damit, dass er Mitglied einer Untergrundgruppe sei, die im Falle einer russischen Invasion gegen die Eindringlinge kämpfen würde. Nach wie vor forderte X den größten Teil von Palles Lohn. Nielsen und Palle gingen nun regelmäßig auf Kneipentouren, um im Interesse der höheren Mission das "volkstümliche Leben" zu studieren. Die Zeche zahlte natürlich Palle. Dies seien, so erklärte Nielsen, Übungen im Karma-Yoga (Aktiv-Yoga). Nielsen war in diesem Bereich aber nur zum Teil erfolgreich. Das tatsächliche Ziel des Trainings bestand darin, Palles Moral durch ein ausschweifendes Leben weiter zu untergraben. Allerdings gelang es Nielsen nicht, Palle zum regelmäßigen Trinken größerer Mengen Alkohols zu animieren.

Schließlich entschloss sich Nielsen, in die entscheidende Phase der "Hypno-Programmierung" eines Banküberfalls einzutreten. Zu diesem Zweck musste die hypnotische Tieftrance noch verstärkt werden. Und so gab X Palle den Auftrag, eine Flasche Äther zu besorgen. Palle musste nun vor den hypnotischen Seáncen dieses Narkotikum einatmen. Danach wurde der Bankraub in allen Einzelheiten immer und immer wieder in der Vorstellung geübt. Dabei sollte sich Palle vorstellen, dass er die Kassierer erschießen würde, falls sich diese weigern sollten, ihm das geforderte Geld auszuhändigen. Unermüdlich hämmerte Nielsen Palle Hardrup ein, dass er diese Taten im Auftrag des Schutzgeistes X , im Namen Gottes und im Interesse einer dringenden Mission begehe.
Es sei zu befürchten, dass die Russen Dänemark besetzen. Das Geld würde dringend für den Aufbau einer schlagkräftigen Partisanenarmee benötigt. Nielsen entwickelte einen phantastischen Plan für diese Organisation, deren Führer natürlich Palle Hardrup sein sollte. Palle musste Kontakt zu bekannten Persönlichkeiten aufnehmen, um sie für diesen Plan zu gewinnen. So schuf sich Nielsen ein Alibi. Würde nämlich der Bankraub scheitern und Palle gefasst werden, dann würden diese Versuche der Kontaktaufnahme für politische Motive Palles sprechen, wohingegen Nielsen nicht involviert wäre.

Nach einer weiteren intensiven Trainingsphase gehorcht Palle dem hypnotischen Zwang und überfällt eine Bank. Die Angestellten leisten keinen Widerstand und Palle kann mit dem Geld entkommen. Natürlich übergibt er Nielsen umgehend seine Beute. Palle berichtet später, er habe sich außerstande gesehen, dem inneren Zwang zu widerstehen. Die ganze Welt und sein ganzes Leben, vor und nach dem Tode, habe davon abgehangen, diese Aufgabe zu bewältigen. Dies ist das klassische Erleben eines Menschen, der unter einem sog. posthypnotischen Befehl steht. Er spürt einen gewaltigen Druck, der wie eine Zentnerlast auf ihm liegt, bis er den während der Hypnose gegebenen Befehl ausgeführt hat. Danach erlebt er eine tiefe Befreiung und Erleichterung.26)

Nielsen war allerdings noch nicht zufrieden, und so wurden die hypnotischen Sitzungen unvermindert fortgesetzt. Der Schutzgeist X verlangte, Palle solle spiritistische Zirkel besuchen. Nielsen verband damit den Hintergedanken, von sich selbst abzulenken. Würde nämlich der geplante zweite Bankraub schief gehen und Palle behaupten, er habe im Auftrage seines Schutzgeistes gehandelt, so könnte Nielsen auf spiritistische Kreise als Ursprung dieser Ideen verweisen und seine Hände in Unschuld waschen. Außerdem sollte die verstärkte Beschäftigung mit spiritistischen Themen Palles esoterisches Wahnsystem verstärken.
Bei seinem zweiten Banküberfall unter dem Einfluss einer hypnotischen Dressur erschießt Palle Hardrup zwei Angestellte und wird gefasst.

Da Nielsen Palle suggeriert hatte, er dürfe niemals über X sprechen, sagte der Bankräuber aus, er habe die Tat allein geplant und begangen. Er habe damit versucht, Geld für eine "Nationalkommunistische Partei Dänemarks" zu beschaffen. Allerdings äußerten ehemalige Mitgefangene aus dem Staatsgefängnis in Horsens gegenüber der Polizei den Verdacht, dass Nielsen involviert sein könnte. Während der weiteren Verhöre behauptete Palle dann doch, dass er unter dem Einfluss eines Schutzgeistes stehe. Vermutlich hatten sich unter dem Einfluss des Stresses in der Verhörsituation die hypnotischen Kontrollen gelockert. Ein Psychiater wurde hinzugezogen, Dr. Paul Reiter. Da Nielsen Palle "versiegelt" hatte, gelang es Reiter zunächst nicht, ihn zu hypnotisieren. Doch nach weiteren, geduldigen Versuchen mit einer ausgefeilten Technik und einem Narkotikum als Hilfsmittel durchbrach Reiter schließlich die Barriere. Es gelang ihm, die hypnotische Dressur Palles in allen Einzelheiten zu enthüllen.

Der Fall wurde in mehreren Prozessen verhandelt. Schließlich stellte das Gericht fest,

  • dass Palle der Täter der zwei Banküberfälle und der beiden Morde war,
  • dass Palle zum Zeitpunkt der Taten nicht zurechnungsfähig war und
  • dass Nielsen ihn zu den Taten angestiftet habe, und dabei unter anderem auch Hypnose eingesetzt habe.
Nielsen erhielt die Höchststrafe (lebenslänglich), Hardrup wurde in einem Heim für psychisch kranke Straftäter untergebracht.

Wenn man die Geschichte Palle Hardrups rekapituliert, kann man sich kaum des Eindrucks erwehren, dass dieser junge Mann ein leichtgläubiger, törichter und vertrauensseliger Mensch gewesen sein müsse. Doch dies ist ein sehr oberflächlicher Eindruck, der die Besonderheiten der Hypnose außer Acht lässt. Die Hypnose vermag nämlich die Kritikfähigkeit des Hypnotisanden gegenüber dem Hypnotiseur und dessen Suggestionen weitgehend, unter bestimmten Bedingungen sogar vollständig außer Kraft zu setzen.

Palle war im übrigen kein "dummer" Mensch. Im Wechsler-Bellevue-Test erreichte er einen IQ von 129. Auch wenn ich die Intelligenzmessungen in jener Zeit (Anfang der 50er Jahre) mit noch größerer Skepsis betrachte als die der heutigen Zeit, bin ich mir doch sicher, dass Palle Hardrup eine zumindest durchschnittliche, vermutlich sogar überdurchschnittliche Intelligenz besaß. Mangelnde Intelligenz jedenfalls war es nicht, die ihn daran hinderte, das Lügengebäude Nielsens zu durchschauen.
Auch sonst war Palles Persönlichkeit vor seiner Bekanntschaft mit dem kriminellen Hypnotiseur durchaus normal, sogar aus heutiger psychiatrischer Sicht. Der kanadische Psychiater Colin Ross betont, dass Nielsen nicht etwa eine schon zuvor bestehende Kriminalitätsneigung oder psychische Krankheit ausgenutzt habe.27)

Nielsen indoktrinierte Palle mit einer Ideologie, den seinen Suggestionen Sinn verlieh, ihre Notwendigkeit begründete, die den gesamten hypnotischen Prozess erklärte. Es handelte sich hierbei um eine krude Mischung aus pseudoreligiösen und pseudopolitischen Elementen. Dies war nicht nur eine Besonderheit des Falls "Palle Hardrup". Derartige sinnstiftende Ideologien sind ein charakteristisches Merkmal aller Versuche, Menschen mental zu versklaven.

Liste der Endnoten

1) Mayer war der bedeutendste deutsche Hypnose-Experte seiner Zeit (Vgl. Reiter 1958, 57). Er starb 1939.
2) Mayer (1937)
3) Mayer, 1937, 187 f. / Der später von mir geschilderte Fall Palle Hardrups ist ein weiterer Hinweis darauf, dass die „moralische Persönlichkeit“ in der Tat gänzlich ausgeschaltet werden kann.
4) Vgl. das Kapitel: „Die Kontrolle über das Unbewusste“
5) In einem Experiment im Rahmen eines Gehirnwäscheprojekts der CIA unterhielten sich die Versuchspersonen mit einem Wachmann des Gebäudes, in dem das Experiment stattfand. Der Wachmann bemerkte nicht, dass die Versuchspersonen unter voller hypnotischer Kontrolle standen. Siehe: Memorandum To: File, Subject SI and H experimentation, 23 February 1954, A/B,3,2/16, MORI ID: 190710
6) Mayer (1937), 212
7) Mayer (1937), 49
8) Mayer (1937), 28
9) Mayer (1937), 68
10) Mayer (1937), 72
11) Mayer (1937), 140
12) Dies ist ein Pseudonym, das aus rechtlichen Gründen gewählt wurde. Jensen arbeitete höchstwahrscheinlich für die CIA.
13) Bain (1976), 129 f.
14) Mayer (1937), 37
15) Mayer (1937), 196 ff.
16) Reiter (1958)
17) Ross (2000), 199
18) Die 1882 von berühmten Wissenschaftlern gegründete Society for Psychical Research widmete sich der parapsychologischen Forschung; 1885 entstand die American Society for Psychical Research, im Laufe der folgenden Jahre wurden in verschiedenen europäischen Ländern ähnliche Gesellschaften ins Leben gerufen. Die Society of Psychical Research und die American Society of Psychical Research existieren noch heute.
19) Kellner (1896)
20) Grandt & Grandt (2000), 174 ff.
21) Passian (1991), 410 f.
22) Bain (1976), 137 ff.
23) Christmann (1994), 22
24) Ward (1992)
25) von Kirchenheim & Persinger (1991)
26) Mayer (1951), 163
27) Ross (2000), 200 f.

Zusammenfassung, Übersicht, Zusatzinformation, ..

Redaktion buergerstimmen.de - Dr. Dieter Porth, Göttingen: Die Literatur findet man im Startartikel zu diesem Fortsetzungssachbuch oder in der Original-PDF-Datei auf der Website des Autoren. Dr. Hans Ulrich Gresch. Die Startseite mit dem Literaturverzeichnis finden sie, wenn sie in der Sammelübersicht "Schläfer" (siehe oben) nach dem untersten Link suchen. In der Schlagzeile findet sich der Suchausdruck "FS-0".
PDF-Datei auf der Website des Autoren. Dr. Hans Ulrich Gresch. Die Startseite finden sie, wenn sie in der Sammelübersicht "Schläfer" (siehe oben) nach dem untersten Link suchen. In der Schlagzeile findet sich der Suchausdruck "FS-0".Dr. Dieter

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