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13.1. Impressionen zur Premiere von Tartuffe im ThOP
13.01.2011 Am 13.1. 11 genoss der Redakteur die Inszenierung des Molière Stück „Tartuffe im Theater im OP. Die Dialoge waren in ihren Spitzen auf die heutige Zeit angepasst. Nicht nur in den witzigen und oft gereimten Dialogen sondern auch in der Geschminktheit wurde die alte Kritik in unsere heutige Zeit transportiert. Besonders gefallen haben dem Redakteur die T-Shirts von Tartuffe, die verschiedene Ideologien und Organisationen mit der Rolle von Tartuffe verbanden. Mit seinen vielen Anspielungen und seinen spritzigen Dialoge war das Stück kurzweilig und schön.
[Als kleine Kritik sei vorgeschlagen, dass Tartuffe statt Amnesty International T-Shirts lieber ein T-Shirt mit Greenpeace-Aufdruck tragen sollte. Das passt besser zum Sandalen-Outfit und zur Rolle von Tartuffe, finde ich. Aber da muss sich jeder selbst seine Meinung bilden. Dr. Dieter Porth]
Reporterbericht: Kontaktlink zu Redaktion buergerstimmen.de [ Homepage ] (Dr. Dieter Porth)
Die Internet-Zeitung
www.buergerstimmen.deberichtet - Vorwort
Ein Bericht von Dr. Dieter Porth
Die Zusammenfassung
In seinen Facetten wird das Stück weiter unten beschrieben. Die Bühnengestaltung ist zurückhalten und gut gelungen. Die Idee, durch das Schminken die Rolle der Schauspieler zu symbolisieren, ist sehr gut und dezent umgesetzt worden Die Schauspieler haben das Stuck gut vorangebracht, wobei die mimische Gestik der älteren Schauspieler sehr gut überzeugte. Auf die romantischen Szenen der Marianne wirkten authentisch und luden zum Mitfiebern ein.
Einziges Manko ist der Schluss, der mit seinem moralischen Abschlussmonolog nicht so recht zum Spirit des restlichen Stückes passt. Ich gehe auch in das Theater, um einen kurzweiligen Abend zu erleben. Ich gehe nicht ins Theater, um eine Botschaft mitzunehmen♠1, aber hier unterscheide ich mich vielleicht von vielen anderen Theaterbesuchern.
Das Publikum
Ich habe beim ersten Klingeln 158 Zuschauer gezählt. Die meisten genossen das Stück im Freizeitlook, wobei das Alter des Publikums wohl mit einer zweigipflige Verteilung zu beschreiben wäre. Ein Alterschwerpunkt bildete die 20-25(30) Jährigen, die zumeist im studentischen Milieu anzusiedeln waren. Es war schon nett anzusehen, wie sich manche Studentinnen jeweils quer über die Bühne hinweg winkend begrüßten. Einen zweiten Alterschwerpunkt bildeten die Zuschauer im Alter 50+.
Bemerkenswert war aber auch die Verteilung von Männern zu Frauen im Publikum. Auf jeden Mann kamen drei Frauen. Diese Frauen, insbesondere die jungen Frauen, genossen die Szenen zwischen Valere und Marianne. Es war einfach schön, anzusehen, wie die Publikuminnen auf der gegenüberliegen Seite bei den Romantischen Szenen mitfieberten♠2.
Beim spontanen Befragen während der Pause wurde mir mehrfach bestätigt, dass das Stück sehr gut ankam. Seitens einer älteren Dame wurde aber beklagt, dass das Theater im OP schwer zu finden sei. Eine bessere Ausschilderung von Seiten der Goßlerstraße bzw. von Seiten der Humboldtallee wäre wünschenswert – insbesondere bei Dunkelheit.
Das Bühnebild
Das Bühnenbild ist recht einfach gestaltet. Es besteht aus einem (Kunst-)Rasen, einem angedeuteten leeren Schwimmbad sowie einem angedeuteten Terrassenzugang von einem kleinbürgerlichen, orange gestrichenen Wohnhaus aus. Im geleerten Pool befindet sich ein Liegestuhl zum Sonnen, während auf dem Rasen eine große leere Kiste für Gartenmaterialien und ein kleiner Bistrotisch mit drei Stühlen zu finden war, wobei zwei Stühle neu und ein Stuhl gebraucht wirkte♠3. Diese gesamte Kulisse bleibt in beiden Teilen des Stückes erhalten.
Die Maske / Kostüme
Die Kleidung entsprach einem heutigen Freizeitlook, den man bei familiären Zusammentreffen in privater Umgebung pflegt. Bemerkenswert war, dass fast alle Schauspieler geschminkt waren. Herr Orgon hatte blaue Augen, die seine Blauäugigkeit symbolisierten. Elmire, Orgons Frau, hatte Lachfalten auf den Wangen, die ihren Charakterzug als vermittelnder kritikloser Kitt der Familie (gute Seele der Familie) darstellen. Tartuffe hatte schwarze Augenhöhlen, um seinen heuchlerischen, verlogenen Charakterzug darzustellen. Orgons Schwager Cleante, ein liebenswerter Bedenkenträger, präsentiert während der Inszenierung seine aufgemalten Stirnfalten. Der zornige Sohn Damis zeigte seinen Zorn durch die rote Stirn. Orgons Mutter Pernelle zeigte ihre Strenge sehr dezent durch hartkantige Augenbrauen. Auch Dorine ist mit einer weißen Nasenspitze geschminkt, um ihren naseweißen Sprüchen Ausdruck zu geben Auch das Hausmädchen (Weiße Augen für ihre eigentliche Rolle am Ende des Stückes) und der Gerichtsvollzieher (schwarz angedeutete Hohlwangen sind geschminkt. Lediglich das Liebespaar Marianne, Orgons Tochter, und Valere, der Verlobte von Marianne, bleiben ob ihrer unbefleckten Rolle ungeschminkt.
Die Maske ist dezent, so dass die Mimik der Schauspieler erkennbar & erlebbar bleibt. Aber sie ist doch so markant, dass es als bildnerisches Mittel verstehbar wird.
Bemerkenswert waren die T-Shirts, auf welchen Tartuffe für bestimmte Organisationen warb. Aufgefallen sind mit "True Love Waits", "attac", "Antifee"(emanzipatorischen (Frauen)Festival an der Uni Göttingen), "Du bist Deutschland", "Amnesty International" und "Jesus liebt dich".
Der Inhalt
Das Stück ist in seinen Grundzügen bei Wikipedia zusammengefasst. Danach hat sich Tartuffe bei der Hausherrn der Familie Orgon eingeschleimt und bringt den Hausherrn dazu, Tartuffe all sein Hab und Gut zu überschreiben. Auch Orgons Mutter/Oma ist fast bis zum Ende des Stückes von der Redlichkeit Tartuffes überzeugt. Am Ende aber wird die Betrug doch noch aufgedeckt, der Niedergang der Familie Orgon abgewendet und der wahre Betrüger Tartuffe verhaftet.
Die Inszenierung des ThOP wurde in seinen gereimten Dialogen an die heutige Zeit angepasst, und es wurden in einzelnen Dialogen immer wieder Querbeziehungen zur heutigen Zeit eingeflochten. Lediglich die "Zwangsheirat" von Marianne wirkte etwas altmodisch im auf die heutige Zeit umgemünzten Stück.
Wie im Original laden alle Familienmitglieder unter der verblendeten Blindheit des Hausherrn der Familie Orgon. Es leidet Dorine, die mit frecher bayrischer Schnute und ihren naseweißen Sprüchen dem Herr Orgon fast zur Weißglut trieb. Es leidet der zornige Sohn ob der verblendeten Dummheit seines Vaters. Es leidet die Tochter, die in ihren Verlobten verliebt ist und die sich wegen der geplanten Heirat mit Tartuffe umbringen will. Es leidet Valere, der Verlobte von Marianne, der den Gedankenumschwung seines potentiellen Schwiegervaters nicht versteht. Da leidet auch der Schwager, der vergeblich mit Vernunft den Hausherrn von seinem Fehler überzeugen will. Da ist das leiden von Orgons Frau, die sich der Anmache von Tartuffe erwehren muss und die letztendlich für ihrem Mann eine zweite Anmache über sich ergehen lässt, um ihren Mann von der Bösartigkeit Tartuffes zu überzeugen. In diesem Zusammenhang fällt dann auch die Erkenntnis "Der Mensch, er ist fürwahr ein böses Tier."
Am Ende aber siegt dann in einem etwas ungewohnten Umschwung das Gute und besiegt die Verlogenheit der Ideologen. Der Abschlussmonolog dazu wirkte etwas zu lang und weckte bei mir die Assoziation zum Lehrer Hämpel des Moralisten Wilhelm Busch♠4; Aber vielleicht sollte dies ja so sein, weil das Stück auch sich selbst als Moralkritik kritisieren wollte.
Die Schauspieler
Herr Orgon (Tim Beißbarth) spielte den naiven von sich selbst überzeugten (Spieß)bürger recht überzeugend vor. Die Körperhaltung in der Zeit, nachdem sein Weltbild zusammengebrochen war und die Lügen das Tartuffe für ihn offenbar wurden, überzeugten mich nicht so sehr.
Elmire, Orgons Frau (Beate Pröttel) war großartig in der Szene, wo sie sich von Tartuffe verführen ließ.
Bei Damis (René Anders) spielte gut den aufgeregten Sohn, der sich in den Dialogen über die Dummheit erregte. Dabei wirkte das Erzürnen an manchen Stellen einwenig aufgesetzt und passte manchmal nicht zur Körperhaltung
Die Szene zwischen Marianne (Jennifer Reinhardt) und Valere (Fabian Holle) war großartig. Bei der Szene, wo Orgon seiner Tochter Marianne eröffnet, dass sie Tartuffe heiraten soll, wirkte etwas zu schnell, so dass der für Marianne erlebte Schock kaum beim Publikum ankam.
Die Pernelle, Orgons Mutter, (Reinhilf Otterbein-Döpfer) wurde schön arrogant und herrisch rübergebracht. Auch Cleante, der bedenkentragende vernünftige Schwager von Orgon, wird gut und passend dargestellt.
Dorine, das schnippische Aupairmädchen, (Silvana Weber) war klasse gespielt. Körperhaltung, Stimmmelodie und Text fügten sich authentisch zueinander.
Filpote, war am Anfang bei der Ankündigung wegen der Händys und dem Fotografieren richtig spitze und spielte während des Stückes gut das verschüchterte ängstliche Hausmädchen. Gleiches gilt für Andreas Müller in der Nebenrolle des Gerichtsvollziehers.
Und last but not least: Tartuffes (Jürgen Bittrich) schnelle Wechsel in seinem Gehabe und damit die Scheinheiligkeit seiner Person wird gekonnt präsentiert.
Sonstiges
Als gelungen empfand ich die einführende Ansprache von dem Haus-Mädchen Flipote, die in netter Form das Fotografieren untersagte bzw. das Abschalten der Händys ♠5anmahnte.
In dem Programmheft wird einwenig der geschichtliche Hintergrund des Stückes beleuchtet und die Schauspieler werden aufgezählt.
Am Ende der Premiere erhielt das Ensemble einen langen anhaltenden Applaus. Und insgesamt sechs mal kamen die Schauspieler auf die Bühne. Mich hat nur geärgert, dass dich die Schauspieler nur in Richtung Pool verbeugten. Da die rechteckigen von drei Seiten mit Publikumssitzplätzen umgeben ist, wäre es schön gewesen, wenn bei den sechs Aufläufen zur Danksagung die Schauspieler sich auch einmal zu den Seiten verbeugt hätten. Aber insgesamt sechs Aufläufe zeigen, dass das Publikum das zweistündige Stück genossen hat.Liste der redaktionellen Inline-Kommentare
♠1) Wie heißt es doch so schön: Wer eine Botschaft hat, der soll einen Brief schreiben oder Lehrer in der Schule werden oder politisieren.
Dr. Dieter Porth♠2) Das macht den Reiz des Theaters im OP aus. Man hat nicht nur den Blick auf die Schauspieler sondern auch den Blick auf das Publikum.
Dr. Dieter Porth♠5) Trotz des gefüllten Theaters hörte man nicht ein einziges Händy während der Vorstellung klingeln.
Dr. Dieter Porth
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