geändert am 18.06.2007 - Version Nr.: 1. 42
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~ Dr. Dieter Porth - Göttingen,irgendwo
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Pressemitteilung Kontaktlink zu Redaktion buergerstimmen.de [ Homepage ] (Dr. Dieter Porth)[Göttingen,irgendwo - 12.06.07] [Quelle: Email]
Ausgewählte Statements und Meldungen zu bestimmten Themen
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Erhalten auf meiner Myspaceseite www.myspace.com/drdieterporth
From: café kabale
Date: Jun 12, 2007 08:34 AM
Subject Was tun Mittwoch abend??
Body: Ein Veranstaltungshinweis für unsere Nachbarn im Keller:
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Der G8-Gipfel und seine Kritiker
Vortrag und Diskussion
Mittwoch, 13.06.07, 20.30h
Theaterkeller Göttingen, Geismarlandstr. 19
Referent: Dr. Peter Decker, Nürnberg
Das war er also, der große Gipfel von Heiligendamm: Round-table-Gespräche, Gala-Diners und Kommuniques auf der einen, Massendemonstrationen, Happenings und Straßenschlachten auf der anderen Seite. Deutschland war Gastgeber der anderen großen 7 Weltmächte und eine Saison lang ihr Sprecher. Grund genug für Macher und Gegner, die zwei Tage im Luxushotel für den wichtigsten weltpolitischen Termin des Jahres zu nehmen und alles daran zu setzen, ihn zum Erfolg für die gastgebende Kanzlerin zu machen bzw. einen solchen Erfolg demonstrativ zu verhindern.
Worum es auf so einem Gipfeltreffen der reichsten und mächtigsten Staaten der kapitalistischen Welt, die untereinander um Geld und überlegene Gewalt konkurrieren, tatsächlich geht, scheint für die öffentliche Selbstdarstellung der Bundesregierung und für die sympathisierenden Medien, wie auch für die Gipfelgegner nicht so wichtig zu sein. Beide Seiten stehen aber auf dem Standpunkt, dass es wohl um Wichtiges gehen muss, wenn die Chefs der größten Mächte sich besuchen, voreinander ihre Macht repräsentieren und einander bestätigen, die Weltmächte zu sein, auf die es ankommt. Wichtiges im guten Sinn meint das offizielle Deutschland: Dass die großen 8 Macht über andere Staaten haben, übersetzen sie in Verantwortung für die Welt und ihre Verbesserung. Die Probleme - der Weltwirtschaft, der Armut, der Kriege, der Umweltzerstörung usf. - finden sie, ihrem öffentlich zelebrierten Selbstbild zufolge, ohne eigenes Zutun vor. Was deren Entstehung betrifft, sind sie leider ohnmächtig. Aber zur Bewältigung dieser Probleme sind sie und nur sie berufen, da lassen sie sich von Niemandem Verantwortung abnehmen. Um die Probleme der Welt zu lösen, kann ihre Macht über die Welt gar nicht groß genug sein. So viel Selbstbeweihräucherung der imperialistischen Staaten bringt der Gipfel also auf jeden Fall - und dazu das Bild einer immerzu verbesserungsbedürftigen und verbesserungsfähigen Weltordnung, deren verantwortliche Macher sich über Problemlösungen einig zu werden haben.
Dass es auf dem Gipfel um die Gestaltung der Weltordnung geht, meinen auch die Kritiker der "neoliberalen Globalisierung" - durchaus um eine verkehrte. Sie bestreiten und verderben, so gut es ihnen gelingt, die Selbstinszenierung der Großmächte als wohltätige Hegemone - siedeln ihren Protest dadurch freilich auf genau derselben ideologischen Ebene an: Sie werfen den imperialistischen Gebilden, die den Globus beherrschen und im Interesse jeweils ihrer Nation ausbeuten, Verantwortungslosigkeit gegenüber den staatlichen, menschlichen und klimatischen Opfern ihres Erfolgs vor - und rufen sie damit zum verantwortlichen Gebrauch ihrer riesigen Macht auf. Ausgerechnet die regierenden Täter, die man der Verursachung des beredt geschilderten Elends im "globalen Süden" bezichtigt, misst man an lauter guten Taten, die man sich von ihnen wünschte und die sie schuldig bleiben. Nicht nur die braven Demonstranten von Attac, den Kirchen, Gewerkschaften und aus der Kunstszene, die die Regierenden dazu aufrufen, endlich ihre Versprechen an Afrika einzulösen, argumentieren so und bekräftigen damit gerade die Zuständigkeit der kapitalistischen Mächte und ihrer Regierungen für die Welt. Auch die Radikalen, Kapitalismus und Imperialismus im Mund führenden Gruppen, werfen den G8 vor, sie würden die Probleme nicht lösen, die sie verursachen; würden also bei Aufgaben versagen, die sie hätten.
Dagegen lohnt es sich, zu unterscheiden, welche Probleme die G8 wirklich haben und welche Probleme ihre humanistischen Kritiker haben und gerne gelöst bekommen möchten. Gewiss, auch die G8 sprechen die Verschuldung der Dritten Welt, Armut, Aids, Flüchtlinge und die Klimaerwärmung als Probleme an, für deren Kontrolle und Bewältigung sie einander in die Pflicht zu nehmen versuchen. Als Probleme gelten ihnen aber Störungen und Hindernisse, die ihrer kapitalistischen Benutzung der Welt aus den ruinösen Folgen dieser Benutzung erwachsen - und nicht das Elend und die Nöte, die ihre Weltwirtschaft den Armen einträgt. Sie stellen sich den ruinösen Wirkungen ihrer eigenen Konkurrenz, um sie fortzusetzen.
So widmen sie sich unter dem Stichwort "Entschuldung der hoch verschuldeten armen Länder" den Gefahren für das internationale Finanzsystem, die aus der Fortschreibung uneinbringlicher Schulden entstehen und streiten sich darum, welche der großen Gläubigernationen dafür welche Kreditforderung zu streichen hat. Unter den Stichworten Aids und Armutsbekämpfung befassen sie sich mit dem Ärgernis, dass manche Staaten an ihren weltwirtschaftlichen Existenzbedingungen zugrunde gehen. "Failing states" bringen Chaos in ganze Weltregionen, das noch die wenigen Geschäfte verhindert, die mit ihnen gehen würden. Ganz abgesehen davon, dass die Regierungen der reichen Nationen die Flüchtlingsströme nicht leiden können, die von dort in die kapitalistischen Metropolen schwappen.
Ihren Problemen ist mit Stacheldraht und Deportationen unerwünschter Flüchtlinge, mit militärischen Interventionen, mit neuen, gut kontrollierten Staatsführern in Afrika und mit einer begrenzten Schuldenstreichung durchaus abzuhelfen - das Elend der Flüchtlinge und der Menschen in den armen Ländern, wird dadurch nur noch schlimmer. Ihre Probleme gehen die konkurrierenden kapitalistischen Großmächte auf ihre Weise sehr wohl an. An der Beseitigung von Armut und Elend in der Welt aber scheitern sie nicht, weil das gar nicht zu ihrem Aufgabenkatalog gehört. Man sollte sich also einen Begriff vom nationalen Interesse unserer kapitalistischen Vaterländer machen, dessen Durchsetzung daheim und anderswo notwendigerweise Opfer schafft, damit klar wird, ob man in den staatlichen Organen der G8 Feinde oder Versager vor sich hat. Nur dann wird aus Empörung über die Übel dieser Welt Antiimperialismus und nicht der - womöglich militant auftretende - Verantwortungsidealismus, der zur modernen Weltbeherrschung dazu gehört.
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