geändert am 09.05.2007 - Version Nr.: 1. 21

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~ Dr. Dieter Porth - Göttingen

Kuddelowskis beschreibt seine unspektakulären Eindrücke vom Wilhelmsplatz. Er saß am Freitag Abend im Straßencafe beim Wilhelmsplatz und schrieb auf, was er sah. Der Wilhelmsplatz ist ein netter Treffpunkt für Jugendliche und Polizisten.

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Pressemitteilung Kontaktlink zu Redaktion buergerstimmen.de [ Homepage ] (Dr. Dieter Porth)

[Göttingen - 09.05.07] [Bericht]

Kuddelowskis Impressionen vom Wiilhelmsplatz

Der Wilhelmsplatz ist im Moment in der Diskussion, weil Jugendliche Passanten belästigen haben sollen. Aus diesem Grund habe ich mich am Freitag in das Straßencafe der naheliegenden Gaststätte gesetzt und einfach einmal beobachtet, was auf dem Wilhelmsplatz passiert. Der folgende Bericht ist meine Mitschrift zum Geschehen. Die Texte in den Klammern stellen nachträgliche Erläuterungen dar.
"Direkt vor der Aula ist ein Polizeiwagen geparkt. Bei der Ecke Burgstraße steht ein zweiter wagen. Es sind relativ wenig Jugendliche auf dem Wilhelmsplatz. Die Bänke sind zum Teil unbesetzt. In der Nähe vom Blue Note ( Beim Aufgang zur Alten Mensa) stehen die meisten der Jugendlichen. 21:30. Ein Polizeibus fährt an mir vorbei. Die Bedienung des Cafes sagt, dass sie es gar nicht so schlecht findet angesichts der vielen Jugendlichen unter 18. (die Polizei hier am Wilhelmsplatz).
Zwei Mädel gehen eingehakt auf den Wilhelmsplatz. Dort treffen sie andere Jugendliche und sie sprechen kurz miteinander. Eine Gruppe Älterer kommt und einer schließt sein Fahrrad an den Laternenmast.. Eine Alte Damen mit Handtasche kommt von der Burgstraße her. Ihr Blick ist auf die Erde gerichtet. Sie geht auf der rechten Straßenseite (und ist damit cirka 4 Meter von der ersten Hecke des Wilhelmsplatzes entfernt.). Einige Jugendliche sitzen auf der Treppe vor der Aula. - direkt neben dem Polizeiauto
21:38. Eine Gruppe von acht Jugendlichen kommt und geht auf den Wilhelmsplatz. Einige Jugendliche stehen auf der Rasenfläche Alkoholflaschen habe ich bisher nicht gesehen (Dies liegt vielleicht auch an der Entfernung, denn angesichts der Dunkelheit ist eine dunkle Flasche Bier nur schwer zu erkennen). Im Hintergrund hört man das Anstoßen von Flaschen. Jetzt höre ich es schon zum dritten Mal.
Es sind (in meinem Sichtbereich) viele Mädchen und wenig Jungen auf dem Platz zu sehen. Punker sind mir nicht aufgefallen. Einige junge Erwachsene (Studenten) pilgern an mir vorbei mit einer Flasche Bier in der Hand. Ein Junge geht auf den Platz und erschrickt bei einer Gruppe Mädchen eines davon. (Schäckern?). Das ist wohl eine Form der Begrüßung.
Die Polizei steht bei ihrem Auto und redet mit der Zentrale. (Über Funk). 21:47. Die Jugendlichen auf der Treppe lassen sich durch die Polizeipräsenz kaum beirren. Die Polizisten stehen vor der offenen Fahrzeugtür und sprechen mit der Zentrale. Es sich wichtig aus.
Auf dem Wilhelmsplatz ist hauptsächlich die normale Klientel. Die Jugendlichen sind nicht auffällig (- sie tragen also keine Punkerklamotten, keine Hiphopper-Capies oder irgendwelche anderen mir bekannten Jugenduniformen).
Die zwei Polizisten haben ihr Gespräch mit der Zentrale beendet. Sie stehen jetzt am hinteren Eingang zum Park des Wilhelmsplatzes. Ein älterer Herr mit Tasche kommt aus Richtung der Burgstraße . Er geht zur Mülltonne und schaut hinein.
21:58. Die Polizei fährt vorbei.
Eine größere Gruppe sammelt sich beim Denkmal. Eine zweite größere Gruppe ist bei den Bänken links ( In der Ecke vom Blue Note/Alte Mensa) .
Ich habe zum ersten mal eine Flasche Bier bei einem Jugendlichen entdeckt. Immer wieder gehen Mädchen ins Thanners (die Gaststätte, wo ich im Straßencafebereich sitze) und kommen kurz darauf wieder heraus. (Toilette?).
Die Polizisten stehen weiterhin am hinteren Eingang zum Park (dort wo auf dem Foto später die zwei Polizeiwagen stehen.) 22:02. Ein Polizeiwagen fährt vorbei. Dem Polizeiwagen kommt ein Pulk von 18-20 Punks entgegen. Sie haben Bier in der Hand und sehen älter aus. Der Polizeiwagen hält hinten an. 22:05. der Polizeiwagen steht immer noch da.
Ein Pfandflaschensammler fährt mir seinem Fahrrad und seinem Anhänger durch den Wilhelmspark. Man hört das klirren der Flaschen auf seinem Anhänger.
..."
Hier wurde mir dann kalt und ich hatte auch keine Lust mehr. Letztendlich sieht man auf dem Foto mit den zwei Polizeiwagen, dass die Treppe vor der Aula leer ist. Vielleicht haben die Jugendlichen die massive Polizeipräsenz als so unangenehm empfunden, dass sie gegangen sind. vielleicht hat sich aber auch das Grüppchen aufgelöst. Der Bericht zeigt, wie stark derzeit die Polizei die Aula observiert. Drei Wagen waren allein beim Wilhelmsplatz gebunden, die damit natürlich nicht für andere Stellen in der Stadt verfügbar sind. Dabei empfand ich während der ganzen Zeit die Situation als völlig unkritisch.
[Anmerkung: Bloß weil drei Polizeiwagen vor der Aula stehen, muss dies natürlich nicht bedeuten, dass man sich in der restlichen Stadt wegen der hohen Bindung an Polizeikräften unsicher fühlen muss. Vielleicht nutzt die Polizei nur das psychologische Moment der Präsenz von Polizeiwagen und hat ihre Fahrzeuge vom Hof auf den Wilhelmsplatz umgeparkt. Vielleicht waren für zwei der drei geparkten Polizeiwagen gar keine Polizisten eingeteilt. Wer weiß - ich habe jedenfalls während der ganzen Zeit nur zwei Polizisten auf Streife gesehen sowie die Polizisten in den durchfahrenden Wagen.
Ich hatte auch den Eindruck, dass am Freitag trotz gutem Wetters relativ wenig Jugendliche da waren. Vielleicht waren andere Dinge wichtiger. Vielleicht zeigt die Polizei auch schon seit längerem Präsenz und hat damit den Ort als Treffpunkt für die Jugendlichen auf subtile Art und Weise unattraktiv gemacht. Ich werde den Wilhelmsplatz sicher in ein paar Wochen nochmals zum Schauen besuchen; denn eine einmaliger Besuch ist wenig aussagekräftig.]
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Porth ©2007 (www/∗")

Porth , 2007 © Am Freitag saß ich im Straßencafe der ansässigen Gaststätte. Auf dem Wilhelmsplatz verteilten sich auf die Bänke ungefähr 50 Jugendliche. Dabei kamen und gingen die Jugendlichen immer wieder.

Am Freitag saß ich im Straßencafe der ansässigen Gaststätte. Auf dem Wilhelmsplatz verteilten sich auf die Bänke ungefähr 50 Jugendliche. Dabei kamen und gingen die Jugendlichen immer wieder.

Porth ©2007 (www/∗")

Porth , 2007 © Eine typische Szene: Links parken die Polizeiwagen. Hinter der Laterne verdeckt stehen zwei Polizisten zum Eingang des Wilhelmsplatzes und auf dem Wilhelmsplatz haben sich die Jugendlichen versammeln und sprechen miteinander.

Eine typische Szene: Links parken die Polizeiwagen. Hinter der Laterne verdeckt stehen zwei Polizisten zum Eingang des Wilhelmsplatzes und auf dem Wilhelmsplatz haben sich die Jugendlichen versammeln und sprechen miteinander.

Porth ©2007 (www/∗")

Porth , 2007 © Vor der Aula der Universität parkten zum Zeitpunkt des Fotos drei Polizeiwagen. Der dritte Polizeiwagen war hinter Fußgänger parkte breitseitig auf der andere Seite der Treppe. Die beiden Polizeiwagen starren mit ihren Scheinwerfern wie kleine Torsoldaten auf den Wilhelmsplatz, als ob sie ein herrschaftliches Schloss gegen das Volk abgrenzen sollen. Wer Demonatrationen miterlebt hat, weiß, dass diese massive Form der Präsentation manche Menschen provozieert, wobei sich dann die Aggression bei höheren Alkohiolspiegel nicht zu Aktionen gegen die Polizeit sondern zu Pöbelleinen gegen Passanten führen kann.

Vor der Aula der Universität parkten zum Zeitpunkt des Fotos drei Polizeiwagen. Der dritte Polizeiwagen war hinter Fußgänger parkte breitseitig auf der andere Seite der Treppe. Die beiden Polizeiwagen starren mit ihren Scheinwerfern wie kleine Torsoldaten auf den Wilhelmsplatz, als ob sie ein herrschaftliches Schloss gegen das Volk abgrenzen sollen. Wer Demonatrationen miterlebt hat, weiß, dass diese massive Form der Präsentation manche Menschen provozieert, wobei sich dann die Aggression bei höheren Alkohiolspiegel nicht zu Aktionen gegen die Polizeit sondern zu Pöbelleinen gegen Passanten führen kann.


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Anmerkung

Die ethnographische Wissenschaft nennt es "Feldstudie", wenn die Wissenschaftler sich irgendwo hinsetzen und hinterher erzählen, was sie gesehen haben. Ich bin kein Ethnograph, weil ich mich hinsetze und erzähle/kommentiere, was ich gesehen habe. Diese Erzählungen nenne ich die Kuddelowskis Impressionen. Denn Kuddelowski schaut ohnehin nur das, was er zu sehen erwartet, was er selbst erblicken will und was politisch zu erkennen gerade angesagt ist. Kuddelowski kommentiert natürlich auch, wenn er ihm strukturelle auffällt; aber die Kommentare liegen meist etwas daneben.
Die ethnographischen Wissenschaftler sind da anders und besser. Sie haben eine solide Ausbildung und kennen die aktuellen Forschungstrends. Die ethnographischen Wissenschaftler sehen das, was sie zu sehen erwarten und natürlich auch das, was gerade nicht zum aktuell angesagten Zeitgeist in der Wissenschaft passt. Anschließend entwerfen sie anhand ihrer Beobachtungen theoretische Hypothesen über das soziale Zusammenleben mit seinen verdeckten Regeln und Tabus.

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