geändert am 26.09.2007 - Version Nr.: 1. 841

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Meldung gesetzt von ~ Dr. Dieter Porth --- ---

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Armutsfalle
Raubrittertum im Bereich der Telefongesellschaften

26.09.2007 Die ist kein Bericht. Es ist eine Erzählung, wie und warum manche Hartz IV Empfänger in die Schuldenfalle rutschen können. Die Geschichte zeigt auf, wie Verschuldung wegen Armut entstehen kann. Gleichzeitig zeigt die Geschichte, wie asozial die Gesellschaft geworden ist

 
Reporterbericht: Kontaktlink zu Redaktion buergerstimmen.de [ Homepage ] (Dr. Dieter Porth)
 

Kuddellowski erzählt, wie das Radfahrerprinzip Einzug in das Gesellschaftsleben findet.


Vorwort
Hallo Liebe Leser,
normalerweise berichte ich ja immer das was ich erlebe. Diesmal bin ich mir nicht ganz sicher, ob ich das Erlebte auch richtig interpretiere. Es gibt mehrere Erklärungsmuster, die ich aber nicht auf ihren Wahrheitsgehalt prüfen kann. deshalb habe ich die Geschichte mit erfundenen Namen versehen. Die Geschichte hat aber einen realen Hintergrund und ich präsentiere Ihnen die Version, die nur an einigen Stellen etwas aufgepeppt ist. In Realität zieht sich die Geschichte schon sei Januar hin.
Die Geschichte, die ich erzählen möchte, hat sich vor kurzem vielleicht genau in dieser Form in Göttingen ereignet hat Unsicher bin ich mir dabei, was bei dem Telefon- und Mobilfunkkonzern schiefgelaufen ist. Vielleicht ist meine Interpretation falsch. Vielleicht ist sie richtig. Aber in jedem Fall zeigt sich, dass zu einem sozialen Staat mehr gehört als die Ausgabe von Almosen. Ich setze mich dabei an die Stelle des Hartz-IV-Empfängers, obwohl ich es nicht selbst erlebt habe. Die anderen Handlungen können so abgelaufen sein. Sie müssen es aber nicht.
Ihr
Kuddellowski

Doppelte Verträge, Storno und Hunger
Meine Geschichte beginnt in einem Telefonladen hier in Göttingen. Ich wollte endlich wieder für meine Hartz-IV-Freunde und meine anderen Bekannten preiswert über das Telefon-Festnetz erreichbar sein. Gleichzeitig wollte ich aber auf die Segnungen des Handys nicht verzichten. Also suchte ich nach einem Anbieter, der mir in der Werbung schon aufgefallen war und dessen Preise mir günstig und überschaubar erschienen. Der Vertrag über zwei Jahre war schnell abgeschlossen und ich ging frohen Mutes mit einem neuen Handy in der Tasche nach Hause.
Nach einigen Tagen stellte ich fest, dass das Handy zwar gut funktioniert. Aber meine Freunde konnten mich nur schlecht über Festnetz erreichen. Irgendetwas stimmte da nicht. Also ging ich nochmals zum Laden und erläuterte mein Problem. Dort versprach man, das Problem bald lösen würde. Ich schlich wieder nach Hause; aber die Störungen wurden nicht behoben. Also ging ich wieder in den Laden. Man meinte, dass dies wohl an irgendwelchen Computerproblemen läge. So gab mir eine neue Karte mit einer neuen Nummer. Ich musste einen neuen Vertrag unterschreiben und der alte Vertrag sollte storniert werden. Hier begann mein Martyrium, nur wusste ich das damals noch nicht..
Ich telefonierte zu Hause frohen Mutes. Die Verbindungen funktionierten Meine Freunde riefen mich an und die Lebensqualität stieg. Gleichzeitig sparte ich noch Geld, weil ich jetzt ja viel billiger telefonierte als noch zu meinen Prepaid-Karten-Zeiten. Es kam das Monatsende und plötzlich flatterten mir zwei Rechnungen von meinem neuen Telefonanbieter ins Haus. Die eine Rechnung bezog sich auf meinen neuen Telefonanschluss. Die andere Rechnung bezog sich auf den Anschluss, der storniert werden sollte.
Ich war sauer. Am nächsten Tag hatte ich mich wieder etwas beruhigt. Ich ging zum Telefonladen und erläuterte dort den Sachverhalt. Man sagte, dass man sich um das Storno des ersten Telefonanschlusses kümmern werde. So verließ ich fröhlich den Laden und gönnte mir in der Frühjahrsonne einen richtig schönen Kaffee. Die Geschichte sollte aber so werden wie der Sommer in diesem Jahr: nass, kalt und verregnet. Aber das wusste ich noch nicht, als ich genüsslich vor dem ersten Schluck den Kaffeeduft genüsslich durch die Nase zog.
Da ja alles geklärt war. Ich telefonierte fröhlich weiter. Natürlich wurde auf die eine oder andere Stelle sich beworben, aber viele Arbeitgeber sehen in Hartz-IV-Empfänger nur asoziale Penner. Die Zwei-Klassengesellschaft ist Realität geworden und die Politiker haben ohnehin den Bezug zu den Armenvierteln verloren. Ich muss demnächst mal nachschauen, ob die meisten Nichtwähler aus diesen Armenvierteln kommen - vielleicht sind die Entrechteten diejenigen, die mit Stimmenthaltung den Gesetzesvertretern die Legitimität enthalten.
Nach einem Monat kam die zweite Rechnung und eine Mahnung. Die Rechnung bezog sich auf meinen funktionierenden Telefonanschluss. Die Mahnung bezog sich auf den Anschluss, der schon vor einem Monat storniert sein sollte. Gleichzeitig wurde dort mit Inkasso gedroht und hohen Mahngebühren. Ich ging am nächsten Tag sauer in den Telefonladen. Dort sprach ich mit dem Inhaber. Der sagte, dass er sich persönlich darum kümmern wolle.
Ich bekam einwenig Angst, denn die hohen Mahngebühren hätte ich mir als Hartz-IV-Empfänger nicht leisten können. Für einen Anwalt erschien mir die Summe zu klein. Außerdem glaubte ich ja dem Besitzer des Telefonladens, dass das Storno klappt und dann würde ich natürlich mein Geld auch wieder zurückbekommen.
Der nächste Monat kam. Ich hörte vom Telefonunternehmen nichts. Aber ein Stornierungsschreiben ereichte mich nicht. Damals dachte ich mir nichts dabei. Am nächsten Monat kam die nächste Rechnung und natürlich auch die Rechnung für den stornierten Anschluss. Verärgert rief ich bei der Hotline an. Die Stimme am Klage--Center-Telefon sagte, dass laut Computer kein Storno vorläge. Ich sagte der Stimme beim Klage-Center, dass die nächste Rechnung nicht bezahlt wird. Schließlich kann ich den Anschluss nicht nutzen und erhätte längst storniert sein sollen.
Der nächste Monat kam. Neben der Rechnung und der Mahnung kam auch eine Sperrungsmitteilung. Man hatte den Anschluss, der storniert werden sollte, auch noch gesperrt. Ich ging wütend zum Laden. Dort schrieb man nochmals einen Stornoauftrag. In meinem Beisein wurde der Auftrag gefaxt und ich erhielt auf Nachforderung eine Kopie des Stornoauftrages. Aus Angst vor den Gebühren des Inkassounternehmens und aus Angst vor einem Schufa-Eintrag bezahlte ich die Rechnung dann doch. Schade um die Kohle, die ich eigentlich in gesunde Lebensmittel investieren wollte. Es wurde am Ende des Monats finanzielle schon ziemlich eng. Es reichte die letzte Woche nur für Nudeln und Tomatensoße, Hartz-IV ist nicht dafür da, dass man die Fehler anderer Leute finanziert.
Mit der nächsten Rechnung für meinen Telefonanschluss, der einwandfrei funktionierte, erhielt eine Freischaltungsmitteilung. Der Anschluss, der seit Monaten storniert werden sollte, wurde wieder freigeschaltet. Natürlich erheilt ich auch eine Rechnung inklusive der Gebühren zur Freischaltung des Anschlusses, der seit Monaten storniert sein sollte.
Langsam wurden meine finanziellen Mittel knapp. Ich schrieb direkt an die Hauptzentrale. Während der Sommerzeit dauerte es natürlich eine ganze Weile, bis man mir antwortete. Man schrieb mir, dass ihnen keine Storno vorläge.
Jetzt platzte mir entgültig der Kragen. Ich schrieb einen zweiten Widerspruch. Diesmal fügte ich eine Kopie der Stornoaufträge bei, die man mir ausgehändigt hat. Gleichzeitig sprach ich mit einem Freund, der eine Internet-Zeitung betreibt. Der versprach, in der Sache über die Pressestelle mal nachzuhaken.
Nach meinem zweiten Widerspruch rief man mich vom Telefonunternehmen an, und versprach, die Storno sofort durchzuführen. Ich bin gespannt, wie hoch mein Schaden am Ende sein wird. Schließlich musste ich wegen der Fehler des Telefonunternehmens auf meinem Konto von meinem kargen Hartz-IV-Geld bei kräftig gestiegenen Lebensmittelpreisen Überziehungszinsen zahlen.
Mein Bekannter mit der Internetzeitung hat bislang von dem Unternehmen noch keine Stellungnahme bekommen.

Fazit:
Ich hoffe, dass ich bald meine ganzen Gelder ersetzt bekomme. Weiterhin hoffe ich, dass das Hartz-IV-Amt diesen Zahlungseingang nicht als Einnahme verbucht und mit meinen nächsten monatlichen Bezügen verrechnet wird.
Ich glaube die Ursache für mein Erlebnis liegt im Bezahlungssystem der Telefongesellschaft. Wahrscheinlich wird der Filialist nur über Umsatz und Provisionen für abgeschlossene Neuverträge bezahlt. Jedes Storno wird wahrscheinlich mit Abzügen bestraft. Angesichts der rückläufigen Umsätze sah sich der Filialist zur Sicherung seiner Existenz zu dem Trick genötigt, mir einen zweiten Vertrag unterzujubeln. Im nächsten Monat hätte er den anderen Vertrag storniert und mit zusätzlichen Verträgen den Umsatzverlust ausgeglichen. Ich war also für ihn so etwas wie ein Provisionskredit. Dank mir konnte er seinen Umsatzausfall auf den nächsten Monat verschieben. Wenn dann die Umsätze besser geworden wären, hätte er wahrscheinlich den Storno sogar noch nachgeholt. Nur die Umsätze wurden nicht besser sondern noch schlechter, weil der Handymarkt in Göttingen einfach gesättigt ist. Der Händler mit seiner Lüge war wie der Hamster im Laufrad gefangen. Da die Umsätze schlecht blieben, beschloss er wohl, das Storno auszusitzen. Wahrscheinlich gibt es noch eine Reihe weiterer Fälle, wo der Filialist Menschen mit solchen und ähnlichen schmutzigen Tricks über den Tisch gezogen hat, um selbst zu überleben.
Hier zeigt sich, was es heißt, wenn nach oben gebuckelt und nach unten getreten wird. So wie mir ergeht es wahrscheinlich vielen Hartz-IV-Empfängern. Viele verlieren angesichts der rechtlichen Fallstricke den Überblick und werden durch solche Händler weiter ins Unglück getrieben.
Das Problem wäre schneller gelöst worden, wenn ich mehr Information von unabhängigen Gesprächspartnern gehabt hätte. Weiterhin hat die Kümmergesetzgebung der deutschen Politik dazu geführt, dass ich lange zeit nicht wusste, der mein Vertragspartner ist. Erst spät erkannte ich, dass der Filialist eigentlich nur ein Makler ist. Wie aber wehrt man sich als Armer gegen solche verwirrenden Strukturen? Man hat nicht das Geld, um einen juristischen Streit auszusitzen. Vorher ist ein Hartz-IV-Empfänger im wahren Sinne des Wortes verhungert.

Nachsatz:
Seite ich mich zum Kampf entschlossen habe, höre ich von verschiedenen Bekannten, die ähnlich Probleme mit dem Telefonanbieter haben. Ich habe meinen Freunden erzählt, dass sie sich an meinen Bekannten mit der Internetzeitung wenden sollen. Wenn dort weitere Fälle zu beanstanden sind, da wäre die kritische Masse für eine Publikation im Internet groß genug, um auch Namen zu nennen. Vorerst wollte er sich mit einem allgemeinen Kommentar begnügen.

Ticker und Querverweise

Ticker
Altes

Literatur
Shows aber auch Autorentalk und Lesungen

18.09.2007 Kurz vor Beginn von Veranstaltungen weist das literarische Zentrum auf verschiedene Veranstaltungen hin. Schon am 5. September wurde per Email das Programm bis zum Dezember veröffentlicht.
- Lesungen: 6.10. / 24.10.
- Talks mit Autoren: 20.9. / 17.10. / 26.10. / 2.11./ 15.12.
- Literaturfremdes: 18.9. / 31.10. / 8.11./ 15.11. / 28.11. / 3.12.
[Nachtrag:]

Behördenmarketing
Broschüre mit Leseempfehlungen nicht als pdf-Datei im Internet

24.09.2007 Die Alfred Töpfer Stiftung hat eine hundertseitige Broschüre mit Leseempfehlungen für Kinder rund um das Thema Natur zusammengestellt. Die Broschüre ist bebildert und soll Eltern sowie Lehrern Leseempfehlungen geben. Die Broschüre ist auf dem Postwege erhältlich. Hinweise auf eine elektronische Kopie dieser Broschüre zum Beispiel als pdf-Datei enthält die Pressemitteilung nicht
[Die Leseempfehlungen sind löblich, aber warum es keine elektronische Kopie gibt, verstehe ich nicht. Dr. Dieter Porth]

Stadtaufträge
Schmutzwassersanierung, Jobcenter, Spielplatz

25.09.2007 Die Stadtentwässerung sucht zur Schmutzwassersanierung Vertragsunternehmen, welche an verschiedenen Stellen in alte Rohre neue Rohre einbaut. Das Jobcenter vergibt zwei Lose, um die Eingliederungschancen von Arbeitslosen zu verbessern. Um im Fuldaweg soll der Spielplatz renoviert werden.

Atomenergie
FDP: Klimaschutz ohne Atomenergie zu teuer

25.09.2007 Mit Verweis auf eine Studie vom BDI und McKinsey hält die FDP die Vermeidungskosten für die angestrebte 30% CO2-Reduktion bis 2020 ohne den Einsatz der Kernenergie für zu teuer. Deshalb wird eine Laufzeitverlängerung für die Altmeiler mit ihren alten Druckbehältern gefordert
[Mit jedem Jahr Laufzeit nagt die radioaktive Korrosion an Materialstabilität des Druckbehälters. Dr. Dieter Porth.]

Volleyballdauerspielen
Krise: viele Zeugen für den Weltrekordversuch gesucht

26.09.2007 Sechsunddreißig engagierte Volleyballspieler wollen für das Guinness-Buch der Rekorde sechzig Stunden Volleyball gegeneinander spielen. Das sportliche Ereignis wird von großen Konzernen und renommierten Unternehmen aus der Region gesponsert. Trotzdem ein Scheitern, weil bisher nicht genügend Professoren, Politiker und Personen des öffentlichen Lebens als Zeugen gefunden wurden..
[Wie sehr ist Göttingen wirklich Universitätsstadt? Dr. Dieter Porth]

Theaterkeller
Konzerte, Filmabend und weiteres

24.09.2007 Im Theaterkeller hat sich eine kleine Kulturszene etabliert, die mit verschiedenen Veranstaltungen das links-intellektuelle Publikum ansprechen will. --return-- - Konzerte 26.9. / 13.10. / 26.10. / 27.10. --return-- - Filmabend 25.9. / 1.10. --return-- - Poetry-Slam: 2.11.

Neues

Erfahrungsaustausch
Wie funktionieren in anderen Ländern Mehrgenerationen-WGs?

20.09.2007 Die "Freie Altenarbeit" bietet eine neue Veranstaltungsreihe an. In Tagesseminaren am 19.10 und am 9.11. geht es um Erfahrungen aus Wohnprojekten aus anderen Ländern.
Am 17+18. November soll beim Kreativ-Wochenendseminar die Frage "Wie finde ich ein Gemeinschaftswohnprojekt in Südniedersachsen?" im Vordergrund stehen.

Jugendpreis
Bürgerstiftung stiftet Preis für aktive Schüler

21.09.2007 Die Bürgerstiftung stiftet einen neuen Preis "Aktive Schüler". Der Preis beträgt dreitausend Euro. Das Geld sollen Schüler erhalten, die im Bereich von Schülerfirmen besonders aktiv sind.
Bewerbungsschluss ist am 1.11.2007.

Programmkino
Im Oktober viele Originale mit Untertiteln im Lumiere

14.09.2007 Zum Programm des Lumieres gehören unter anderem folgende Highlight-Events:
- 21.10 - 15:30 // "Shrek der Dritte"
- 30.10. nach dem Kino guten Jazz mit dem Andreas Jäger-Trio
[Nachtrag:]

Ausstellung
Galerie Nottbohm zeigte am 15.10. Benjamin von Stuckrad-Barres

13.09.2007 In der Galerie Nottbohm präsentiert Stuckrad-Barre als bildender Künstler neue Versionen seines "Der Runterladen". Die Ausstellung ist bis zum 27.10. geöffnet. Parallel kann man ab dem 16.10. im Rahmen einer Werkschau die literarischen Produkte von Stuckrad-Barre im Alten Rathaus bewundern.

Demo gegen Rechts
Stefan Wenzel demonstriert am 27.9. in Bad Lauterberg mit

26.09.2007 Stefan Wenzel, Fraktionsvorsitzender der Grünen im niedersächsischen Landtag unterstützt die Demonstration gegen Rechtsradikalismus mit seiner Anwesenheit. Die Demonstration beginnt morgen um 10:00 in Bad Lauterberg.

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